Sozialratschlag, Veranstaltung

Für eine bedarfsgerecht ausfinanzierte Soziale Arbeit (Diskussion mit Staatsrätin Lotzkat, 23.2.22)

Am 23.2.2022 haben wir mit der Staatsrätin der Hamburger Sozialbehörde, Petra Lotzkat, diskutiert, wie wir von einer beschränkten und oft stigmatisierenden Alltagsbewältigungshilfe zu Strukturen kommen, die eine emanzipatorisch-demokratische Soziale Arbeit ermöglichen. Auf dem Podium haben diskutiert: Andreas Scheibner (ver.di, International Solidarisch: Schluss mit Austerität (ISSMA)), Anja Post-Martens (Verband Kinder- und Jugendarbeit Hamburg e.V.) und Sinah Mielich (Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit (AKS) Hamburg, ISSMA).

Gemeinwohlorientierte Soziale Arbeit ist essentiell dafür, die aktuelle gesellschaftliche Krise zu überwinden, weil sie vielfach die Möglichkeit bietet, die Verhältnisse zu reflektieren, untereinander zu kooperieren und für eine demokratische und sozial-nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft konflikt- und handlungsfähig zu werden. Damit diese sinnvolle Arbeit stattfinden kann, braucht es mehr Geld, mehr Personal und in diesem Sinne längerfristige Finanzierungszusagen.

Seit einigen Jahren wurden von der Hamburger Regierung jedoch Kürzungen in der Kultur- und Sozialen Arbeit vorgenommen. Wie bereits in den Vorjahren sollten über die sogenannten globalen Minderausgaben im Jahr 2021 insgesamt 2% (88 Mio. Euro) und im Jahr 2022 insgesamt 3% (133 Mio. Euro) gekürzt werden. Viele Hamburger Einrichtungen der stadtteilbezogenen Jugend-, Sozial- und Kulturarbeit haben dadurch existenzielle Sorgen, die durch die Corona-Krise noch verstärkt wurden. Eine weitere Zuspitzung droht durch die Wiedereinsetzung der sogenannten Schuldenbremse ab 2023.

Während gesellschaftliche Problemlagen aktuell zunehmen, wird vor allem in den Bereichen einer gemeinwohlorientierten Sozialen Arbeit gekürzt, die auf eine demokratische und sozial-nachhaltige Entwicklung in Einheit mit einer persönlichen Verbesserung der Lage gerichtet sind. Es wird auf befristete Projektfinanzierung statt auf Stellenausbau gesetzt und vermeintliche Effektivität zur Finanzierungsvoraussetzung gemacht.

Doch Soziale Arbeit ist und braucht mehr – für ein im umfassenden Sinne gesundes und solidarisches Aufwachsen sowie für eine Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt!

In diesem Sinne haben engagierte Beschäftigte aus sozialen Einrichtungen, Behörden und Hochschulen in den letzten Monaten mehrere Treffen zu einem Sozialratschlag durchgeführt. Aus dem Sozialratschlag wurde ein Aufruf für eine bedarfsgerecht ausfinanzierte Soziale Arbeit in Hamburg formuliert, der von über 300 Einzelpersonen, Einrichtungen und Trägern unterstützt wurde. Ziel des Aufrufes in Verbindung mit der Unterschriftenaktion ist es, die aktuelle Problematik Sozialer Arbeit in Hamburg zu verdeutlichen und Forderungen zur Unterstützung und Umsteuerung an die politisch Verantwortlichen heranzutragen. Das Forderungspapier ist hier zu finden: https://schluss-mit-austeritaet.de/wp-content/uploads/2021/05/ISSMA_ForderungenSozialeArbeit_FA.pdf