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„Z – Anatomie eines politischen Mordes“ Film-Seminar gegen Austerität
11. Juli 2018 @ 21:00 - 23:30
Z – Anatomie eines politischen Mordes, FR/Algerien 1969, franz. OmU, 127 min
„Europa kann nur überleben, wenn wir den Finanzmärkten unseren vereinten Widerstand entgegenstellen, mit der Forderung nach einem neuen, europäischen »New Deal«. (…) Öffentliche Schulden müssen europaweit radikal restrukturiert werden, insbesondere zu Lasten der privaten Bankgiganten. Die Kontrolle über die Banken muss wieder in staatliche Hände fallen, ebenso wie die Finanzierung der europäischen Wirtschaft, die unter nationaler und sozialer Kontrolle stehen muss. Man darf die Schlüssel zum Geld nicht Banken wie Goldman Sachs, JP Morgan, UBS, Deutsche Bank usw. überlassen.“ Manolis Glezos und Mikis Theodorakis: „Gemeinsamer Appell für die Rettung der Menschen Europas“, 2011.
Das Beispiel Griechenlands zeigt auf besonders drastische Weise: die Austeritätspolitik tötet – und zwar täglich. Seitdem die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission dem Land das Spardiktat zur Bankenrettung auferlegt hat, ist die Bevölkerungsentwicklung rückläufig – erstmalig in einem Land ohne direkte Kriegseinwirkung. Griechenland ist jedoch auch seit jeher Ausgangspunkt unverbrüchlicher, fortschrittlicher Kämpfe mit beispielgebender Bedeutung für die Zivilisationsentwicklung.
Mitte der 1960er-Jahre, als sich eine gesellschaftliche und parlamentarische Mehrheit für eine linke, sozial progressive Bewegung abzeichnete, wurde Grigoris Lambrakis, einer ihrer Abgeordneten, ermordet. Kurze Zeit später putschten reaktionäre Militärs mit Unterstützung von Faschisten, des Königshauses, der Kirche, der lokalen Oligarchie und unter Duldung der USA und der konservativen bundesdeutschen Regierung – um die NATO-Anbindung Griechenlands zu „retten“.
Die kompromisslose Aufklärung der realen Hintergründe der Ermordung Lambrakis´ durch den Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis wurde zum politischen Fanal und zur Anklage gegen alle Mitwisser und –täter. Der unerschütterliche Kampf der sozialistischen, humanistischen, pazifistischen Aktivisten und des demokratischen Richters für Wahrheit und Gerechtigkeit wurde von Constantin Costa-Gavras unter dem Titel „Z“ verfilmt.
Im Altgriechischen bedeutet Ζεί bzw. Zi: „Er lebt“. Der Buchstabe wurde 1963 zur Losung des Widerstands. Durch das Zusammenwirken aller progressiv gesinnten Kräfte, eine beispiellose internationale Solidaritätsbewegung und nicht zuletzt durch die studentischen Aufstände im Athener Polytechnikum gelang es schließlich 1974, die Militärdiktatur zu Fall zu bringen.
Der Film – untermalt von der grandiosen Musik von Mikis Theodorakis – zeigt auf beeindruckende Weise, wie die Humanität gegen jede Barbarei durchgesetzt werden kann und welch immense Bedeutung dafür ein jeder hat. Film und Musik Theodorakis‘ wurden, wie u.a. auch der Gebrauch des Buchstaben „Z“, von den Militärs verboten und trugen dennoch zum Sturz der Diktatur direkt bei. Ein Meilenstein des politisch engagierten Kinos und ein Lehrstück für die Verwirklichung von Frieden, Würde und sozialer Wohlentwicklung heute: hier, in Griechenland, weltweit. Schluss mit Austerität!
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