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„Wer rettet wen?“ Film-Seminar gegen Austerität

31. Oktober 2018 @ 20:00 - 23:00

Wer rettet wen? , DE 2015, Deutsch, 104 min

Bei der Veranstaltung werden die Filmemacher, Leslie Franke und Herdolor Lorenz, anwesend sein!


10 Jahre nach der „Bankenrettung“ ist die Krise tiefer denn je: die bereicherten Finanzmärkte zocken unreguliert um noch größere Profite; der nächste Crash ist – so sich nichts ändert – nur eine Frage der Zeit. Dem gegenüber stehen kaputtgekürzte Sozialsysteme, privatisierte öffentliche Infrastruktur, soziales Elend, (Jugend-)Arbeitslosigkeit auf europäischem Rekordniveau und erheblich verrohte Mentalitäten in Teilen der Gesellschaft. Kein Zufall, sondern System – das der radikalen Umwälzung bedarf – wie der Film zeigt.

Das Freiheitsdogma des Neoliberalismus ist die Krise selbst. Entfesselte Banken ließen sich mit der Lüge des „too big to fail“ (alles ginge unter, wenn sie untergingen) milliardenfach von Steuergeldern retten. Die so verschuldeten Staaten wurden dann von den Banken erpresst, auch noch das letzte Hemd für die Kasinogewinne auszuziehen. Das Austeritätsdiktat der Troika (EU, Internationaler Währungsfonds und Europäische Zentralbank) soll die Enteignung der Bevölkerungen sicherstellen. So kommt es, dass heute die Schulden der großen Masse das Vermögen (Kredite) der wenigen, noch reicheren Superreichen sind. Das Schuldenrückzahlgebot („Schuldenbremse“) dient dabei auch der kulturellen Disziplinierung. Solange die staatlichen Garantien zur Kompensation möglicher Bankenverluste nicht aufgegeben werden, dreht sich das Plünderungskarussell immer weiter.

Doch es geht auch anders!

„Wer rettet wen?“ zeigt auch verschiedene Beispiele erkämpfter Umverteilung von oben nach unten, vor allem durch Entschuldung. Eine politische Alternative sind sogenannte Schuldenaudits, wie sie in Spanien und Lateinamerika vorgenommen wurden. In Ecuador wurde so die komplette Entschuldung des Staats erreicht. In Island hat sich die Bevölkerung in mehreren Volksabstimmungen der Bankenrettung verweigert und die komplette Verstaatlichung des Finanzsektors durchgesetzt – Grundlage für den seither anhaltenden, weitläufig totgeschwiegenen, wirtschaftlichen Aufschwung. In den USA gibt es organisierte Schuldenstreiks, bei denen sich Menschen kollektiv der Tilgung ihrer

Privatschulden verweigern. Die internationalen Kämpfe der zivilgesellschaftlich Engagierten gegen Zwangsräumungen in Spanien, der Aktivist*innen von Occupy Wall Street in den USA, der isländischen Bevölkerung und anderer zeigen: die Alternative sind wir selbst – eine solidarisch assoziierte Bevölkerung, die ihre Geschicke bewusst, kollektiv in die Hand nimmt. Soziale Gleichheit, ein Leben in Frieden und Würde für alle und ein kulturell erfreulicherer Alltag können gegen die Interessen der wirtschaftlich Mächtigen durchgesetzt werden. Mit der Frage „Wer rettet wen?“, mit analytischer Klarheit und leidenschaftlicher Aufklärung stiftet der Film dazu an, diese Gegnerschaft aufzunehmen. In der Tat.

„Ach, wir hatten viele Herren
hatten Tiger und Hyänen
hatten Adler, hatten Schweine
doch wir nährten den und jenen.
Ob sie besser waren oder schlimmer:
Ach, der Stiefel glich dem Stiefel immer
und uns trat er. Ihr versteht: Ich meine
dass wir keine andern Herren brauchen, sondern keine!“

Bertolt Brecht, „Ballade vom Wasserrad“, 1938.

Denn Flyer findet ihr hier auch als pdf.

Details

Datum:
31. Oktober 2018
Zeit:
20:00 - 23:00

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland