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Über Bananen und Republiken

31. Juli 2019 @ 21:00 - 23:30

(Doku | Regie: M. Damoisel | FR 2017 | 54 Min. | deu.)


Die Geschichte der Banane ist ein kleines Gleichnis für die Geschichte des modernen Kapitalismus überhaupt. In Costa Rica entdeckt der US-Industrielle Minor Cooper Keith zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dass das Geschäft mit den Bananen, die er pflanzen ließ, um „seine“ Arbeiter zu versorgen, wesentlich profitabler ist als der Eisenbahnbau, für den er beauftragt wurde. Also lässt er sich die Nutzungsrechte der Bahn, sowie ausgedehnte Ländereien zusichern und gründet die United Fruit Company (UFC): den ersten multinationalen Konzern, der den gesamten Prozess von der Produktion, über den Transport bis zum Vertrieb seines Produkts, der Banane, in sich vereint – die Grundlage einer bis dahin ungeahnten gesellschaftlichen Macht.
Sukzessive verleibt sie sich die reichhaltigen, imperial als „Hinterhof“ bezeichneten, Ländereien Mittelamerikas ein. Mit dem Versprechen wirtschaftlicher Entwicklung und der ganzen Brachialität der „ursprünglichen Akkumulation“ werden Kleinbauern massenhaft enteignet und ein Heer gnadenlos ausbeutbarer Arbeitskräfte geschaffen, riesige Agrar-Monokulturen angelegt und deren Früchte mit der erpresserisch privatisierten Infrastruktur zu den Absatzmärkten in den USA verschifft. Mithilfe von hochmanipulativer Werbe-Propaganda wird ein gänzlich neues Konsumentenbedürfnis geschaffen und die bis dahin unbekannte Banane zur meistverzehrten Frucht der Welt.
Die UFC wurde so einflussreich, dass sie problemlos Staaten erpressen, Steuern vermeiden, Gewerkschaften bekämpfen, politische Aktivisten verfolgen und die von ihr wesentlich kontrollierte US-Regierung Eisenhowers zum Instrument ihres Geschäftsinteresses machen konnte. So ließ sie im Jahre 1954 durch eine Militär-Operation der CIA den demokratisch gewählten, guatemaltekischen Präsidenten Jacobo Árbenz stürzen. Der hatte durch soziale Reformen, Garantie von Arbeiterrechten und die Ankündigung einer konsequenten Renationalisierung von Grund und Boden die Vormachtstellung des Unternehmens im Land angegriffen und drohte auch noch zum Vorbild für die Entwicklung Lateinamerikas zu werden. Er wurde durch den UFC-Vasallen Carlos Castillo Armas ersetzt. Erst den kubanischen Revolutionären gelang es 1959, der United Fruit einen entscheidenden Schlag zu versetzen.
Die mit Archivmaterial untersetzte, höchst aufschlussreiche Dokumentation lässt durch Kommentare von kritischen Wissenschaftlern (Entwicklungsökonomen, Philosoph*innen, Wirtschaftshistorikern) auch die Parallelen der UFC-Geschichte zu heute und den innersystemisch unlösbaren Widersprüchen des Monopolkapitalismus in seinem Endstadium erkennen – man denke sich anstelle von United Fruit schlicht Cargill, Amazon oder die Deutsche Bank. Die ungebremste Ausbeutungsdynamik der global organisierten Profitmehrung zerstört selbst die Verwertungsgrundlagen des Kapitals. Darin besteht die Krise seit spätestens 2008. Ohne radikale Infragestellung dieser Konzernmacht ist eine Lösung nicht zu haben. Die Geschichte zeigt auch: für die Überwindung der Armut und eine friedvolle, weltweite soziale Wohlentwicklung im Interesse der Mehrheit kommt es entscheidend auf die Bewegung in den imperialistischen Zentren an – diese beginnt mit internationaler Solidarität und der Beendigung der Austerität!

„Das Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und kann nur durch eine gemeinsame Tätigkeit vieler Mitglieder […]der Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden. Das Kapital ist also keine persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht. Wenn also das Kapital in gemeinschaftliches, allen Mitgliedern der Gesellschaft angehöriges Eigentum verwandelt wird, so verwandelt sich nicht persönliches Eigentum in gesellschaftliches. Nur der gesellschaftliche Charakter des Eigentums verwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter.“
Karl Marx/Friedrich Engels: “Manifest der kommunistischen Partei”, 1848.

Hier findet ihr den Flyer auch als pdf.

Details

Datum:
31. Juli 2019
Zeit:
21:00 - 23:30

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland

Veranstalter

International solidarisch: Schluss mit Austerität