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Kuba – eine afrikanische Odyssee
5. Februar 2020 @ 20:00 - 23:30
(Doku | Regie: Jihan El-Tahri | FR 2007 | 118 Min. | OmU)
Die Kämpfe der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen Mitte des vergangenen Jahrhunderts sind eine wesentliche Vorbedingung für den weltweiten sozialen, politischen und kulturellen Umbruch von 1968ff. gewesen. Ihre Geschichte ist die des Kampfes von David gegen Goliath. Sie erfährt eine ihrer ersten positiven Wendungen mit der Unabhängigkeit des Kongo 1960. Patrice Lumumba, der erste Ministerpräsident des vom brutalen belgischen Kolonialregimes befreiten Landes, begnügt sich jedoch nicht mit einer formalen Souveränität. Zur Beendigung des Elends von jahrhundertelanger Ausplünderung, Unterdrückung und Entwürdigung gehört auch, dass die Kongolesen über die Mittel verfügen sollen, die ihnen ermöglichen, ihre Geschicke künftig selbst zu lenken. Die Nationalisierung der immensen Reichtümer an Rohstoffen und Bodenschätzen (Uran, Diamanten, Kupfer, Cobalt,…) rufen mit den USA jedoch den neuen imperialen Hegemon auf den Plan. Unter anderem weil die Cobalt-Gewinnung aus dem Kongo hoch relevant für die kriegslüsterne Rüstungsindustrie der NATO-Staaten gegen die Sowjetunion ist, wird Patrice Lumumba nach wenigen Monaten Amtszeit durch ein Komplott mit Hilfe der CIA kaltblütig ermordet.
Eine Welt der friedlichen, solidarischen Entfaltung Aller und die Befreiung der in Ausbeutung gehaltenen überwiegenden Mehrheit der Menschheit kann – so wird auf grausame Weise deutlich – nicht ohne international vereinigte Bewegung gelingen.
Kein Land begreift diesen Zusammenhang schneller und gründlicher als Kuba. Der humanistische Internationalismus bildet das Wesen der revolutionären kubanischen Bevölkerung, die sich selbst gerade erst von über 400 Jahren spanischem und später US-kolonialem Joch befreien konnte und umgehend mit Wirtschaftsblockaden, Attentatsversuchen und militärischen Provokationen seitens der USA konfrontiert sah. Ein Jahr nach Gelingen der Revolution und noch mitten im erforderlichen grundlegenden Neu-Aufbau der eigenen Gesellschaft beschließt Kuba, ein medizinisches Unterstützungsprogramm für Länder der sog. Dritten Welt aufzubauen und entsendet logistische Hilfe, Militärberater und Kämpfer unter persönlicher Anleitung Che Guevara’s in den Kongo, um die Befreiungsbewegung zu unterstützen. Die Mission im Kongo scheitert, aber die solidarische Hilfe wird zum Programm. Über Jahrzehnte beteiligen sich kubanische Ärzte, Ingenieure, Lehrer und Militärs am Befreiungskampf afrikanischer Länder – von Guinea-Bissau über Äthiopien bis nach Angola. Mit ihrer massiven Hilfe gegen die kolonialen und neo-kolonialen Interventionsversuche tragen sie wesentlich zum Zusammenbruch der portugiesischen – als letzter formal verbliebener – Kolonialherrschaft und zur Nelkenrevolution 1974 sowie zur Unabhängigkeit Angolas 1975 bei. Ihre Unterstützung ist ebenso maßgeblich für die späte Unabhängigkeit Namibias 1991 und den Sieg über das Apartheid-Regime in Südafrika.
Der 2007 von der ägyptischen Dokumentar-Regisseurin El-Tahri gedrehte Film beleuchtet dieses Engagement anhand von aufschlussreichen Interviews der – auf unterschiedlichsten Seiten – Beteiligten. Er zeigt, wenngleich er sich selbst etwas im Militärischen verstrickt, dass es letztlich keine unbezwingbaren Gegenkräfte im Wirken für die Emanzipation der Menschheit geben muss. Jeder Schritt in der Verwirklichung kollektiver Menschenwürde ist ein enormer Gewinn für die Welt.
Die Würde der afrikanischen wie der globalen Bevölkerung ist heute nach wie vor und umso dringender zu realisieren. Das ist im Wesentlichen eine politische, ökonomische, soziale und kulturelle Angelegenheit Aller. Auch deshalb gilt: International solidarisch – Schluss mit Austerität.
„Der Imperialismus, ein Vampir
>Das Vieh ist tot und bleibts und hört, allein
Weil es noch Blut säuft, nicht auf, tot zu sein.<“
Peter Hacks, „Couplets“, aus: „Jetztzeit“, 1998.
Hier findet ihr den Flyer auch als pdf.