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Filmseminar: Wag the Dog

26. April 2023 @ 20:00 - 23:00

(Spielfilm | Regie: B. Levinson | USA 1997 | 97 Min. | deu)


Stell Dir vor, es ist kein Krieg, und alle bekämpfen die soziale Ungerechtigkeit im eigenen Land! Die Verschleierung sozialer Missstände und interner Krisen ist (neben ökonomischen und geopolitischen Expansionsbestrebungen) einer der wesentlichen Gründe, warum Regierungen immer wieder Kriege heraufbeschwören, provozieren, anzetteln und nur ungern beenden. Entscheidende Bedeutung kommt dabei Medien und Unterhaltungsindustrie zu – insofern sie nicht aufklären, objektiv berichten und unabhängige Meinungsbildung fördern, sondern Meinungen gewichten, Stimmungen erzeugen, Mutmaßungen verbreiten und Aufmerksamkeit lenken.

Traurige Meisterschaft in dieser Disziplin erlangte in jüngerer Vergangenheit zweifellos die nach 1990 selbsterklärtermaßen „einzig verbliebene Weltmacht“ USA. Im „Land der Freiheit“, mit der weltweit größten Differenz in der Lebenserwartung zwischen Arm und Reich, mit dem höchsten Anteil von Inhaftierten gemessen an der Gesamtbevölkerung, und mit mehr als 100.000 Drogentoten pro Jahr, wurde schon der Erste Golfkrieg gegen den Irak (1991) als wohlkonzertiertes Medienspektakel inszeniert. Seither verging kein Tag, an dem US-Truppen nicht in irgendeinem Land der Erde zu Kampfzwecken eingesetzt waren.

Dieser Umstand bildete den Hintergrund für Larry Beinharts Roman „American Hero“. Aus dessen Stoff entstand 1997 die bahnbrechende, schauspielerisch hochkarätig besetzte Medien- und Antikriegssatire „Wag the Dog – wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“. Nur einen Monat nach ihrer Veröffentlichung wurde die filmische Überspitzung bereits von der Realität überholt: im Verlauf der skandalträchtigen Lewinsky-Affäre ließ der beschuldigte US-Präsident Clinton mehrfach vermeintliche Stellungen von Al-Qaida-Terroristen im Sudan, in Afghanistan und im Irak bombardieren.

Die fiktionale Handlung nimmt ihren Ausgangspunkt im sexuellen Übergriff eines amtierenden US-Präsidenten gegenüber einer Minderjährigen, die mit einer Schulgruppe das Weiße Haus besucht hat. Da die in wenigen Tagen anstehende Wiederwahl durch den drohenden Skandal gefährdet erscheint, beauftragt die Wahlkampfleiterin (Anne Heche) einen Spin Doctor (Robert DeNiro) damit, eine PR-Strategie zugunsten des Präsidenten zu entwickeln. Mit allen Vollmachten ausgestattet und in den Winkelzügen der medialen Aufmerksamkeitsökonomie bestens bewandert, beginnt dieser mithilfe eines Hollywood-Starproduzenten (Dustin Hoffman), einen Krieg zu inszenieren, der die Öffentlichkeit so beschäftigen soll, dass die Verfehlung des Präsidenten in den Hintergrund gerät. Dafür werden nach und nach alle Register der Meinungsmanipulation gezogen: ein Feindesland wird auserkoren, das finster wirkt, unbekannt ist und unbedeutend erscheint (Albanien), ein Bedrohungsnarrativ geschaffen (Nuklearterroristen, die in die USA wollen), dementierte Falschmeldungen gestreut (über den Nicht-Einsatz neuartiger US-Waffentechnik, die nicht existiert), emotionale Bilder aufwändig inszeniert (von flüchtenden Albanerinnen) und ein eigener Soundtrack für die fingierte Kriegsberichterstattung produziert. Als die „wahrheitsliebende“, vom Gegenkandidaten finanzierte CIA droht, die Kriegslüge auffliegen zu lassen, wird sogar noch eine herzzerreißende Heldengeschichte mit Rettung in letzter Sekunde kreiert, die sich in eine hochprofitable Werbekampagne auswächst und letztlich in einem pompösen Staatsbegräbnis für einen verurteilten Mehrfachstraftäter gipfelt.

Am Ende dieses schonungslos-komischen Parforce-Ritts der Aufklärung dürften alle Unklarheiten über die Mechanismen organisierter Zustimmungsheische für den Krieg und die vielgepriesenen Freiheiten westlicher Prägung beseitigt sein.

So lässt sich vorwärtsweisend konstatieren: Wer lacht, hat keine Angst vor dem Teufel. Wer Illusionen hinterfragt, kommt der Wahrheit näher.

Frieden erfordert die engagierte, vernunftgeleitete Überwindung systemischer Trugbilder. Der unverstellte Blick eröffnet die Einsicht in die Notwendigkeit zur Schaffung global menschenwürdiger Lebensbedingungen. Das eint Milliarden Unseresgleichen, entgegen den dauerhaft gegenteiligen Behauptungen einiger Weniger.

Darum: Brot, Frieden, Würde – jetzt! International solidarisch: Schluss mit Austerität.

„Gewisse Menschen mag man die ganze Zeit belügen können. Man mag sogar für eine gewisse Zeit alle Menschen belügen können. Aber man kann nicht alle Menschen die ganze Zeit lang belügen.“ Jacques Abbadie (fälschlich oft Abraham Lincoln zugeschrieben), „Von der Wahrheit der christlichen Religion“, 1684.

Den Flyer findet ihr hier auch als pdf. 

Details

Datum:
26. April 2023
Zeit:
20:00 - 23:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Anna-Siemsen-Hörsaal
Von-Melle-Park 8
Hamburg, 20146 Deutschland
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