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Filmseminar: Wackersdorf
24. April 2019 @ 20:00 - 23:30
Wackersdorf, D 2018, Deutsch, 122 min
„Wehrt euch, leistet Widerstand!“ ruft der Untertitel des Spielfilms „Wackersdorf“ auf, der die Proteste der Anti-Atom-Bewegung gegen die geplante Errichtung einer Anlage zur Weiterverwertung von radioaktivem Abfall aus Atomkraftwerken (WAA) in der oberpfälzischen Gemeinde zu Beginn der 1980er Jahre zeigt. Diese sogenannte „Wiederaufarbeitung“ ist ein Prozess, in dem – anders als propagiert – schlussendlich eine größere Menge strahlender Substanzen entsteht – und waffenfähiges Plutonium.
In der Anti-Atom-Bewegung kämpfen seit den 1950er-Jahren Menschen unterschiedlicher humanistischer Weltanschauung gemeinsam für eine friedliche und ökologisch nachhaltige Zukunft. Die Bevölkerungsmehrheit in Deutschland sprach sich bereits damals gegen die atomare (Wieder-)Bewaffnung aus, ebenso regte sich vermehrt Widerstand gegen die vermeintlich zivile Nutzung der Kernenergie. Die verheerenden Folgen von Reaktorunfällen (Harrisburg 1979, Tschernobyl 1986, Fukushima 2011) und die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am Ende des Zweiten Weltkrieges haben gezeigt: Für eine solidarische Entfaltung der Menschheit muss die Gefahr ihrer atomaren Auslöschung, müssen die Energiegewinnung in Atomkraftwerken und atomare Aufrüstung sofort beendet werden. Dem stehen das Profitinteresse der großen Energiekonzerne und das geopolitische Vormachtstreben durch atomare Aufrüstung, insbesondere der NATO-Staaten – getarnt durch die Einrede der sauberen Kernenergie – seit jeher entgegen.
Die Bewohner*innen von Wackersdorf begannen in den 1980er Jahren, sich im Widerstand gegen die CSU-Landesregierung („Die WAA ist nicht gefährlicher als eine Fahrradspeichenfabrik“, Franz Josef Strauß) und die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) zu organisieren. Motiviert von der zivilisationsbedeutsamen Reichweite ihres Kampfes beantworteten sie alle Einschüchterungsversuche mittels Diffamierungen, Rechtsbeugungen und massiver Polizeigewalt mit umso entschlossenerem Einsatz für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenwürde, unterstützt durch eine weit über die Region hinausgehende Welle der Solidarität. Mit Erfolg: die deutsche Bundesregierung musste vom Plan absehen, eine eigene WAA zu errichten – in Wackersdorf oder anderswo. Seit 2005 dürfen im Sinne des Atomausstiegs überhaupt keine bestrahlten Kernbrennstoffe aus kommerziellen Kernkraftwerken mehr an WAAen abgegeben werden.
Die immer noch nicht erreichte endgültige Beseitigung der nuklearen Bedrohung und eine nachhaltige Energieproduktion sind längst möglich. Die Verstaatlichung der Energiekonzerne und eine demokratisch bestimmte, planvoll organisierte regenerative Energieerzeugung (Solarthermie, Photovoltaik, Wind, Wasserkraft, etc.) sind dafür zwingend erforderlich und schaffen entgegen aller Einreden Millionen neuer Arbeitsplätze.
Laut Schätzung einer aktuellen Studie (IRENA) bedarf es 13 Billionen Euro an Investitionen in Forschung und Entwicklung regenerativer Energien, um auch nur die Einhaltung der Pariser Klimaziele zu ermöglichen. Auch dafür ist die Schuldenbremsen-Politik sofort zu beenden! So bilden soziale und ökologische Frage eine untrennbare Einheit. Der Film zeigt dabei nicht nur beispielhaft, wie sehr Persönlichkeiten im Wirken für solch einen fundamentalen Menschheitsfortschritt wachsen. Er macht auch hoffnungsstiftend deutlich, wie dieser Kampf gelingen kann.
„Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“
Plakat bei Bauernprotesten gegen atomare Wiederaufbereitung und Endlagerung in Gorleben, 1979.
Trailer zum Film: www.youtube.com/watch?v=YpKvYUxRZ0w
Homepage zum Film: www.wackersdorf-film.de
Hier findet ihr den Flyer auch als pdf.