- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Filmseminar: The Big Short
28. Juli 2021 @ 21:00 - 23:00
(Spielfilm | Regie: Adam McKay | USA 2015 | 130 Min. | deu)
Wieder als Freiluftkino vor dem Philturm, Beginn um 21 Uhr
(bei Regen alternativ überdacht, im Durchgang beim Rechtshaus (Schlüterstraße, höhe Hausnr. 26/28)
Die aktuelle gesellschaftliche Krise ist das Ergebnis des Umstands, dass bereits aus der Finanz- und Weltwirtschaftskrise 2008 nicht ansatzweise die politischen Schlussfolgerungen gezogen wurden, die notwendig gewesen wären. Statt das milliardenschwere Investmentbanken-System zu zerschlagen, zerstörerische Finanzspekulationen zu verbieten und massiv in die öffentliche Infrastruktur und soziale Daseinsvorsorge zu investieren (wie bereits 1932 mit der New-Deal-Politik der USA erfolgreich praktiziert), wurde mit den weltweiten Austeritätsprogrammen das produktive gesellschaftliche Leben noch mehr eingeschränkt zugunsten der Gewinnsucht einiger weniger „Coupon-Schneider“, die den global von Milliarden geschaffenen, gesellschaftlichen Reichtum fortgesetzt im Finanzkasino verjubeln dürfen (wie es die reichsdeutschen Präsidialkabinette bis 1933 mit den bekannten Folgen taten). Die erforderlichen Lehren zu ziehen, ist heute dringlicher denn je, damit sich jene Geschichte eben nicht wiederholt.
Dabei hilft der als satirische Farce angelegte Film von US-Regisseur Adam McKay, indem er anhand mehrerer Erzählstränge über das Gebaren dreier fiktiver Akteure des Investmentbanking-Geschäfts, die jeweils sehr eng an reale Geschehnisse und Personen angelehnt sind, die vorhersehbare Entstehung der Finanzkrise 2007 nachvollziehbar macht, die mafiotischen Strukturen der unregulierten Finanzwelt enttarnt und gründlich mit der Lüge von den vielbeschworenen Selbstregulierungskräften des Marktes aufräumt.
Ausgangspunkt sind die sogenannten CDO’s: durch Deregulierungsmaßnahmen in den 1990er-Jahren möglich gemachte Hypotheken-Wertpapiere, mit denen sich große Banken neue Kreditverträge und frisches Anlagekapital von meist ahnungs- und mittellosen Durchschnittsverdienern erschleichen – wohl wissend, dass diese gar nicht kreditwürdig sind und durch Zinsanhebungen früher oder später Insolvenz bzw. Zahlungsausfall anmelden müssen. Der findige Analyst und Manager eines kleinen Hedge-Fonds, Michael Burry, entdeckt, dass diese Wertpapiere – obwohl von den Ratingagenturen mit Bestnoten bewertet – real wertlos sind und schließt mit sog. Credit Default Swaps, ebenfalls erst durch die Deregulierung ermöglichte Leerverkäufe, bei großen Banken Wetten auf das Platzen der Hypothekenblase ab, das er zeitlich exakt vorherzusagen weiß. Von seiner Entdeckung bekommt sowohl ein Investmentbanker der Deutschen Bank, Jared Vennett, Wind, der ein Team von Bankern bei JP Morgan Chase in das lukrative Wettgeschäft (das sog. Shorten) involviert wie auch zwei junge, aufstrebende Kleinanleger. Nach anfänglichem Misstrauen gegen die gewagten Thesen Burrys stellen die Beteiligten infolge eigener Nachforschungen fest, dass die entdeckte Geschäftslücke nicht nur real existiert, sondern dass die Ratingagenturen von der Überbewertung der Papiere selber wissen und größere Banken wie Goldman Sachs und Co. untereinander selbst die gleichen Wetten auf das Platzen ihrer eigens geschaffenen Kreditblase abgeschlossen haben. Sie führen also sehenden Auges einen Crash herbei, an dem sie selbst noch zu profitieren gedenken. Als die Überbewertung der Papiere öffentlich wird, ist es längst zu spät: die Hypothekenzinsen steigen, Millionen amerikanische Eigenheimbesitzer geraten in Zahlungsunfähigkeit und die Banken, die ihre faulen Kreditpapiere zu spät abgestoßen bekommen, gehen Bankrott und ziehen die gesamte Weltwirtschaft mit in den Strudel, wohl wissend, dass die von der Bankenlobby beeinflussten Regierungen mit Steuermilliarden einspringen werden, um den Laden am Laufen zu halten. Mit den bekannten, global verheerenden Folgen.
Ein durchaus heiteres und bitterböses, auch gänzlich ohne Leninsche Theorie auskommendes Lehrstück über die Verfasstheit des real existierenden, entfesselten Monopolkapitalismus. Wer hiernach strikte Bankenregulierung noch als linke Ideologie abtut, sollte erwägen, einen Arzt seines Vertrauens aufzusuchen. Die Verantwortlichen haben nichts daraus gelernt, auch weil sie bis dato niemand hinreichend dazu nötigte. Umso mehr ist es an uns, dies zu tun. „Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun.“ International solidarisch: Schluss mit Austerität!
„Die Einnahmen der Rentner [Kapitaleigner, die Gewinne ausschließlich aus Grundstücksrenten und Zinserträgen beziehen] sind also im >handelstüchtigsten< Lande der Welt fünfmal so groß wie die Einnahmen aus dem Außenhandel! Das ist das Wesen des Imperialismus und des imperialistischen Parasitismus.“
W.I. Lenin, „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, 1916.
Den Flyer findet ihr hier auch als pdf.