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Filmseminar: Silence Breakers
19. Juli 2023 @ 21:00 - 23:30
(Doku | Regie: Silvina Landsmann | ISR 2022 | 88 Min. | OmU)
Einführung in den Film und anschließende Diskussion mit der Regisseurin und einem Aktivisten von „Breaking the Silence”.
Im Sommer als Freiluftkino auf dem Campus Von-Melle-Park.
Bei schlechtem Wetter im Hörsaal der Sozialökonomie (Von Melle Park 9).
Aus der deutschen Geschichte von Faschismus, zwei begonnenen Weltkriegen und der industriellen Massenvernichtung von über 6 Millionen Jüdinnen und Juden erwächst eine besondere historische Verantwortung: Frieden, internationale Kooperation, die Überwindung von Vorurteilsstrukturen jeglicher Art sowie die Verwirklichung global menschenwürdiger Lebensbedingungen sind grundgesetzlich verankerter Auftrag eine:s Jede:n.
Ein wesentliches Hemmnis für alle Bestrebungen in dieser Richtung ist – neben der sozialdarwinistischen Menschenfeindlichkeit des originär neo-braunen Sumpfes – der mittlerweile inflationär betriebene Missbrauch der deutschen Geschichte zur Rechtfertigung heutiger Kriegspolitik und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Hochproblematisches Beispiel dafür ist der interessengeleitet-offizielle Umgang mit dem Nahost-Konflikt. Durch die Etikettierung jeglicher Kritik an der Politik des israelischen Staats als „antisemitisch“ wird nicht nur selbst ein völkisch-nationales Narrativ bedient (Staat = „Ethnie“) und damit jedem realen Kampf gegen Antisemitismus ein absoluter Bärendienst erwiesen. Im gleichen Atemzug soll zudem jede oppositionelle Haltung zur extrem rechten israelischen Regierung mundtot gemacht und ein Mantel des Schweigens gelegt werden über die Völker- und Menschenrechtsverletzungen, die das israelische Militär seit Jahrzehnten an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza und dem besetzten Westjordanland verübt.
Umso eindrucksvoller wirkt vor diesem Hintergrund das unermüdliche Engagement der Aktivist:innen von „Breaking the Silence“, deren mutigen Einsatz für eine zivile Konfliktlösung und ein Ende der israelischen Besatzungspolitik, die selbst UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon als Apartheid-Regime bezeichnete, Silvina Landsmann in ihrem Film dokumentiert.
Die 2004 gegründete NGO besteht ausnahmslos aus aktiven und ehemaligen Soldat:innen der israelischen Armee, die in den besetzten Gebieten eingesetzt sind oder waren. Anhand von Zeugenaussagen und Schilderungen dokumentieren sie die menschenverachtenden Praktiken des Besatzungsregimes, an denen sie selbst mitgewirkt haben. Sie brechen damit nicht nur das verordnete Schweigen über die wahre Rolle der israelischen Armee, die mit Landesverteidigung und Terrorismus-Abwehr wenig zu tun hat, sondern in enger Kollaboration mit der ultra-reaktionären Siedler-Bewegung an ethnischen Säuberungen, Landnahmen, Vertreibungen und der Zerstörung lebenswichtiger Infrastruktur der palästinensischen Zivilbevölkerung aktiv partizipiert. Sie brechen zugleich auch das Schweigen darüber, dass die aggressive Inhumanität der Besatzung auch die Besatzer selbst zutiefst entmenschlicht.
Ihr Wort hat Gewicht. Denn sie sprechen – anders als die meisten Verfechter der völkerrechtswidrigen Okkupation – aus (verstörender) Erfahrung. Ihre persönlichen Zeugnisse entfalten enorme Wirkung. Denn sie entlarven zugleich die zynische Verlogenheit all jener, die von ihren luxuriösen Wohnzimmersesseln für einen profitträchtigen Dauerkriegszustand im Namen des „jüdischen Volkes“ bereitwillig die Verrohung der gesamten Gesellschaft ebenso in Kauf nehmen wie die Psychotisierung ganzer Generationen wehrpflichtiger, jugendlicher Israelis, die in einem militärisch nicht zu lösenden Konflikt verheizt werden sollen.
Kaum etwas vermag den Frieden so naheliegend verwirklichbar zu machen wie Soldat:innen, die gegen den Krieg selbst zu Felde ziehen. Gerade deswegen werden die Aktivist:innen von „Breaking the Silence“ von reaktionären Kräften im In- und Ausland auf das Übelste verleumdet, angegriffen und verfolgt.
Der Film zeigt anschaulich, wie ihnen dennoch gelingt, ihr ziviles Aufklärungsengagement dagegen stetig zu intensivieren: bei geführten Touren für ausländische Gäste durch das besetzte Hebron, durch Diskussionsveranstaltungen in Universitäten, in der Begegnung mit palästinensischen Freunden, Militärangehörigen an den Checkpoints und aufgebrachten Siedlern, bei Aufklärungsaktionen inmitten der Partymeilen Tel Avivs und nicht zuletzt in der streitbar-solidarischen Auseinandersetzung um die richtige Strategie im Aktivenkreis selbst.
So entsteht ein wegweisendes Dokument des humanistischen Kampfes für Frieden, Recht und Menschenwürde. Genau da, wo solches Wirken unmöglich erscheinen soll, entfaltet es seine größte Überzeugungskraft. Ein perspektivbildendes Beispiel, das Schule machen sollte.
Brot, Frieden, Würde – jetzt! International solidarisch: Schluss mit Austerität.
„Wie Lassalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer »das laut zu sagen, was ist«.“
Rosa Luxemburg, „In revolutionärer Stunde: Was weiter?“, 1906.
Den Flyer findet ihr hier auch als pdf.
sowie auch auf Englisch als [pdf].