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Filmseminar: Sein oder Nichtsein
5. Mai 2021 @ 17:00 - 21:00
(Spielfilm | Regie: E. Lubitsch | USA 1942 | 93 Min. | deu)
Als nächstes zeigen wir den Film „Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1942. Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, den 05. Mai und beginnt dieses Mal schon um 17 Uhr im Abaton Kino (Allende-Platz 3). Im Anschluss an den Film wird es wie immer Gelegenheit zur Diskussion geben. Das Filmseminar gegen Austerität wird als studentisches Seminar organisiert. Zur Teilnahme bitten wir um eine kurze Anmeldung per Mail an kontakt@schluss-mit-austeritaet.de
Am 8. Mai 1945 unterzeichneten die Überbleibsel der deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst deren bedingungslose Kapitulation gegenüber den alliierten Streitkräften der Sowjetunion, Großbritanniens, Frankreichs und der USA. Über 65 Millionen Menschenleben hatte der am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen begonnene, faschistische Raub- und Vernichtungsfeldzug bis dahin gefordert. Mit dem Triumph der Anti-Hitlerkoalition wurde das Ende des Zweiten Weltkriegs ebenso besiegelt wie das Ende von 12 Jahren verbrecherischen Nazi-Terrors gegenüber der ganzen Welt. Die Befreiung war das gemeinsame Werk verschiedentlichst motivierter, antifaschistischer Widerstandsaktivitäten weltweit. Beigetragen zu dem militärischen Erfolg, der hauptsächlich dem verlustreichen Kampf der Roten Armee und der zahllosen Partisanenbewegungen in ganz Europa zu verdanken ist, hat in nicht unwesentlichem Maße das weltweite Engagement von Künstlern und Intellektuellen, die mit widerständiger Humanität dem barbarischen Ungeist des Nazitums entschieden entgegentraten.
Eines der bemerkenswertesten Filmwerke in diesem Sinne stellt die humoreske Satire „Sein oder Nichtsein“ des 1922 in die USA emigrierten, jüdisch-deutschen Regisseurs Ernst Lubitsch dar:
Ein polnisches Theater-Ensemble, durch den Einmarsch Nazi-Deutschlands an der Premiere seiner einstudierten Hitler-Satire gehindert, darf folglich im besetzten Warschau nur noch Hamlet aufführen. Über die Liaison eines später für die polnische Exilregierung in London tätigen Fliegers gerät die Hauptdarstellerin in Kontakt mit einem Doppelagenten der Nazis, der über sensible Informationen verfügt, die die polnische Untergrundbewegung in schwere Gefahr bringen können. Zur Positionierung gezwungen, entscheiden die Theaterleute sich für ein gewagtes Spiel, um den Nazis die Informationen zu entwenden. Obwohl die Eitelkeit des gehörntes Ehemanns und „Hamlet“-Stars der Truppe den mutigen Plan immer wieder verkompliziert und sie selbst ins Visier der Besatzer bringt, wachsen sie in ihrem darstellerischen Einfallsreichtum über sich hinaus. In einem halsbrecherischen Finale furioso gelingt ihnen letztlich sowohl das widerständige Unterfangen wie auch die anschließende Flucht ins rettende Ausland.
Von nicht wenigen Kritikern wurde Ernst Lubitsch wegen seines dialektisch-bissigen Humors schon bei Veröffentlichung dieses antifaschistischen Meisterwerks „Verharmlosung der Nazi-Greuel“ vorgeworfen, worauf er selbst 1942 in der New York Times entgegnete: „Ich hatte die zwei etablierten und anerkannten Rezepte satt: Drama mit entlastender komödiantischer Einlage und Komödie mit dramatischen Elementen. Ich wollte niemanden zu keinem Zeitpunkt von nichts entlasten“.
Die einfache Gemüter so provozierende, hochgradig kämpferische Wirkung der Satire besteht gerade darin, dass es Lubitsch mit dem Film gelingt, zu demonstrieren, warum die faschistische Barbarei zum Scheitern verurteilt ist: weil der zivilisierten, geschichtsbewussten Menschheit mit Solidarität und Klugheit, Egalität und Humor, widerständigem Mut, produktivem Genuss und lebenshungriger Kreativität menschliche Fähigkeiten gegeben sind, denen das animalische Regiment tumber Rohheit nicht gewachsen sein kann, wenn sie im lebendigen Ensemble für eine bessere, friedliche, sozial gerechtere und menschenwürdige Welt zur Geltung gebracht werden.
Diese folgenreiche, zur Tat drängende Erkenntnis, die durch das tatsächliche Gelingen der Befreiung historisch untersetzt ist, steht heute – mehr denn je – noch immer zur vollen Verwirklichung aus. Gerade deswegen ist es für ein gelingendes „Nie wieder!“ von solch entscheidender Bedeutung, den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ entsprechend zu begehen und zum bundesweiten Feiertag zu machen. In Hamburg gibt es dafür aktuell vielfältigste Aktivitäten, die zur engagierten Mitwirkung einladen (https://8mai-hamburg.de/).
Für ein global gelingendes Leben in Frieden, Würde und sozialer Wohlentwicklung für Alle:
International solidarisch – Schluss mit Austerität!
„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage:
Ob´s edler im Gemüt, die Pfeil´ und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden.“
William Shakespeare, „Hamlet, Prinz von Dänemark“, 1601.
Den Flyer findet ihr hier auch als pdf.