Lade Veranstaltungen

« Alle Veranstaltungen

Filmseminar: Schlacht um Algier

Juli 24 @ 21:00 - 23:30

(Spielfilm | Regie: Gillo Pontecorvo | IT/ALG 1966 | 117 Min. | deu)


Solange irgendwo auf der Welt Unterdrückung und Ungleichheit herrschen, ist für niemanden ein dauerhaft gesichertes Leben in Würde und Wohlentwicklung möglich. Daher lässt sich Gewalt, die sich gegen Unterdrückung und Ungleichheit richtet, nicht mit Gewalt überwinden. Nicht umsonst besteht die als „Nie wieder!“ in der Charta der Vereinten Nationen (1945) kodifizierte Schlussfolgerung aus Faschismus, Weltkrieg und systematischem Massenmord in dem unbedingten Auftrag, die unteilbaren Grund- und Menschenrechte sowie das Recht auf volle politische, soziale und kulturelle Teilhabe für Alle im globalen Maßstab zu verwirklichen. Die antikolonialen Befreiungskämpfe des globalen Südens bilden seit jeher einen zentralen Bestandteil dieses universellen Engagements. Heute, da mit unerträglicher Verlogenheit jene menschheitlichen Errungenschaften zu „westlichen Werten“ umgedeutet und in deren Namen neue Kriege, gesteigerte Ungleichheit und neokoloniale Unterdrückungsverhältnisse gerechtfertigt werden sollen, ist es höchste Zeit, die tatsächliche Bedeutung dieser historischen Auseinandersetzungen neu zu Bewusstsein zu bringen.

Der 1966 im neorealistischen Stil gedrehte Film „Schlacht um Algier“ des italienischen Regisseurs Gillo Pontecorvo ermöglicht dies auf besonders eindrucksvolle Weise. Mithilfe zahlloser, am realen Geschehen beteiligter „Laiendarsteller“ zeigt er in nahezu dokumentarischer Weise eine entscheidende Phase des Kampfes der Algerier:innen gegen den französischen Siedlerkolonialismus.

Im Jahre 1957 entschied die Leitung des Front de Libération Nationale (FLN) – der aus verschiedenen Widerstandsorganisationen hervorgegangenen, sozialistisch und panarabisch orientierten Befreiungsbewegung Algeriens – den Aufstand gegen das bereits über Hundert Jahre währende, zutiefst unmenschliche Unterdrückungsregime Frankreichs in die Städte zu tragen – und damit auch in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit.

In der Hauptstadt Algier, wo die arabischstämmige Mehrheitsbevölkerung unter elendigsten Bedingungen und weitgehender Rechtlosigkeit zu einem Leben als moderne „Lohnsklaven“ verdammt sein sollte, während in unmittelbarer Nachbarschaft die europäischen Siedler:innen den geraubten Wohlstand in Saus und Braus verprassten, gelang es der FLN, ein dichtes Netzwerk des Widerstands zu organisieren. Die übergroße Mehrzahl der Einheimischen, zusammengepfercht im historischen Stadtkern, der Kasbah, unterstützte die gezielten Attentate der FLN gegen die Besatzer und den ausgerufenen Generalstreik, mit dem die UNO zur Anerkennung eines unabhängigen algerischen Staates bewegt werden sollte. Die französische Kolonialmacht antwortete auf dieses Aufbegehren mit einer Gewalteskalation, die an Grausamkeit kaum zu überbieten ist. Sie verhängte das Kriegsrecht, riegelte die arabischen Viertel hermetisch ab, ließ willkürlich Gefangene nehmen und setzte gezielte Foltermethoden ein, um die Anführer der FLN und deren Unterstützer:innenkreis komplett auszulöschen.

Wie der Film anhand des Werdegangs exemplarischer Akteure der Auseinandersetzung – des französischen Armeegenerals Mathieu auf der einen und des Revolutionärs Ali la Pointe auf der anderen Seite – veranschaulicht, machten die „Vorkämpfer der westlichen Wertegemeinschaft“ dabei die Rechnung ohne jegliches Verständnis fundamentaler gesellschaftlicher Zusammenhänge: obwohl sie den Aufstand niederschlagen konnten und große Teile der FLN auch personell zerstörten, bestätigte ihr brutales Vorgehen und die Unbeugsamkeit der Widerständigen vor der gesamten Welt die Rechtmäßigkeit des Strebens der Unterdrückten nach Befreiung und souveräner Gestaltung menschenwürdiger Lebensbedingungen. Wenige Jahre später erhoben sich die Bewohner:innen der Kasbah erneut und läuteten damit nicht nur die Unabhängigkeit Algeriens sondern auch die weltweite Befreiungsbewegung der 1960er Jahre entscheidend mit ein.

Der Film, der in Frankreich bis 1972 Aufführungsverbot hatte, vermittelt so mit künstlerisch anspruchsvollen Mitteln Einsichten von wegweisender Aktualität: Auch ein auf „Freiheit“ und „Demokratie“ begründetes Unrecht lässt sich auf Dauer nicht aufrechterhalten. Die Menschheit verlangt unweigerlich nach Besserem. Frieden, soziale Gleichheit und die dauerhafte Entfaltung eines allseitig erfreulichen, menschlichen Daseins sind die unverrückbaren, höheren Zwecke der grenzenübergreifend zu realisierenden Befreiung. Jeder Schritt dahin hat globale Bedeutung. Darum: Brot, Frieden, Würde – jetzt! International solidarisch: Schluss mit Austerität.

„Zuerst ignorieren sie dich. Dann machen sie dich lächerlich. Dann greifen sie dich an und wollen dich verbrennen. Und dann errichten sie dir Denkmäler.“
Nicholas Klein, US-Gewerkschafter in einer Rede zu Textilarbeitern in Baltimore, 15. Mai 1918.

Den Flyer findet ihr hier als [pdf] zum Download.

 

Details

Datum:
Juli 24
Zeit:
21:00 - 23:30
Veranstaltungskategorie: