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Filmseminar: Rückkehr nach Haifa

November 26 @ 20:00 - 23:30

(Spielfilm | Regie: Kassem Hawal | PAL/DDR 1982 | 73 Min. | OmU)

Mit Videobotschaft des Regisseurs Kassem Hawal, Einführung und Diskussion mit Prof. Dr. Abed Schokry (Gaza)


Kunst und Kultur sind ein Lebensmittel. Kritisch und aufgeklärt schaffen sie ein universelles Bewusstsein von der Veränderbarkeit der historisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit für eine humanere Zukunft. In Zeiten existenzieller Bedrohung können sie überlebenswichtige Bedeutung erlangen. Nicht zuletzt deswegen zielen völkermörderische Absichten auch immer auf die Zerstörung der Geschichte und Kultur eines Volkes. Der Kampf der Palästinenser:innen um Befreiung, souveräne Staatlichkeit und eine menschenwürdige Entwicklungsperspektive – untrennbar verbunden mit dem globalen Kampf für gewaltfreie, zivile und solidarische Lebensverhältnisse – ist auch deswegen so unverbrüchlich und beispielgebend, weil er sich auf einen vitalen kulturellen Fundus des Widerstands stützt.

Zu den zentralen Werken dieses Fundus gehört der 1972 veröffentlichte Roman „Rückkehr nach Haifa“ von Ghassan Kanafani, der zehn Jahre später von Kassem Hawal als eine der ersten eigenständigen Leinwand-Produktionen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) im libanesischen Exil verfilmt wurde. Die Geschichte ist eine symbolträchtige Allegorie auf den mit der gewaltsamen israelischen Staatsgründung 1948 verbundenen Konflikt um das Land Palästina selbst.

Said und Saffiya entschließen sich widerwillig dazu, die infolge der militärischen Okkupation des Westjordanlands 1967 kurzzeitig eingeräumte Möglichkeit wahrzunehmen, ihre frühere Wohnstätte in Haifa aufzusuchen, aus der sie 1948 von den marodierenden Milizen der Haganah vertrieben wurden. Gespeist ist diese spannungsreiche Fahrt in die verlorene Heimat von der vagen Hoffnung, eine Spur ihres erstgeborenen Sohnes Khaldoun zu finden, den sie – damals 5 Monate alt – in den Wirren der jäh erzwungenen Flucht zurücklassen mussten. In ihrem äußerlich kaum veränderten Haus empfängt sie die nunmehrige Bewohnerin Mirjam, eine 1947 aus Polen geflohene Jüdin und KZ-Überlebende. Ihr und ihrem zwischenzeitlich verstorbenen Mann hatte die zionistische Besatzungsbehörde nach der Vertreibung der arabischen Bevölkerung Haifas das Haus übergeben, unter der Bedingung, dass sie das darin befindliche Kind adoptieren, was Mirjam – obwohl von den rabiaten Methoden der Armee zutiefst entsetzt und desillusioniert – akzeptierte. Der Disput zwischen den Dreien über Recht und Unrecht der Vergangenheit endet zunächst mit der salomonischen Einigung, dass der adoptierte Sohn nun selbst entscheiden solle, zu wem er sich zugehörig sieht. Als dieser jedoch in der Uniform der israelischen Wehrdienstleistenden den Raum betritt, wird schnell deutlich, dass die Einigung auf verzerrten Prämissen beruht. Das 19-jährige Aufwachsen als Israeli haben Khaldoun, der nun Dov heißt, unempfänglich gemacht für das leidgeprüfte Schicksal seiner leiblichen Eltern und deren Ringen um Versöhnung und Wiedergutmachung. Desillusioniert reisen Said und Saffiya ab, während sich ihr zweitgeborener Sohn Khaled den Fedajin anschließt.

Die in leisen Tönen erzählte Filmparabel entfaltet über das dialogische Prinzip eine hochaktuelle, zutiefst humanistische, aufklärerisch-reflexive Wirkung, indem sie widerspruchsreich all jene historisch entstandenen Verletzungen beleuchtet, die zu verstehen und zu heilen sind, damit es zu einem gerechten Frieden und einer zivilen Entwicklungsperspektive kommen kann.

Dafür wiederum ist heute entscheidend, dass die Ursachen des Übels – der westliche Kolonialismus, Rassismus, Imperialismus – nachhaltig überwunden und die im internationalen Recht verankerten Konsequenzen aus der Befreiung 1945 tatsächlich global verwirklicht werden. Das beinhaltet auch eine umfassende Entmilitarisierung der internationalen Beziehungen, die sofortige Beendigung aller Waffenexporte und die weltgemeinschaftliche Garantie eines eigenständig lebensfähigen palästinensischen Staates. Aus der Geschichte ist zu lernen. Das kulturelle Erbe weist den Weg.

International solidarisch – Schluss mit Austerität!

„Alles, was die Kulturentwicklung fördert, arbeitet auch gegen den Krieg.“
Sigmund Freud, Briefwechsel mit Albert Einstein in: „Warum Krieg?“, 1933.

Den Flyer findet ihr hier auch als [pdf] zum Download.

Sowie in English [pdf] und Arabic [pdf].

Details

  • Datum: November 26
  • Zeit:
    20:00 - 23:30
  • Veranstaltungskategorie:

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