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Filmseminar: Rom, offene Stadt
25. August 2021 @ 20:00 - 23:00
(Spielfilm | Regie: Roberto Rosselini | IT 1945 | 100 Min. | OmU)
Voraussichtlich wieder als Freiluftkino vor dem Philturm, Beginn um 20 Uhr
Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. So wurde der von langer Hand geplante Raub- und Vernichtungskrieg entfesselt, dem am Ende weltweit mehr als 80 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Er wäre – mit all dem Leid, der Zerstörung und den bis heute nachwirkenden negativen Folgen für die Zivilisationsentwicklung – verhinderbar gewesen. Ebenso wie die zuvor erfolgte Machtübertragung bürgerlicher Kräfte an die zur Bekämpfung der organisierten Arbeiterschaft von großen Kapitalverbänden finanziell und ideologisch unterstützten Faschisten in Italien und Deutschland. Wenn jenes gesellschaftliche Bündnis der fortschrittlichen Kräfte, dem letztlich 1945 die Befreiung gelang, schon vor 1933 zustande gebracht und eine politisch, sozial und kulturell progressive Transformation der kriselnden, westlichen Demokratien durchgesetzt worden wäre, wie es unter anderem mit dem „New Deal“ in den USA geschah – wie viel weiter könnte die Menschheit dann heute sein.
Die weltanschauliche Vielfalt, historische Reichweite und alltäglich humane Wirkungsweise eines solchen Bündnisses ist es, dem der linke Katholik Roberto Rossellini mit seinem noch 1945 gedrehten, auf wahren Begebenheiten beruhenden Meisterwerk des Neorealismus ein filmisches Denkmal gesetzt hat.
1943: Mussolini ist im Juli entmachtet worden. Die neue italienische Regierung unter Badoglio hat mit den bereits in Süditalien gelandeten Alliierten einen Waffenstillstand geschlossen und dem Deutschen Reich den Krieg erklärt. Deutsche Truppen haben daraufhin sofort planmäßig den Rest des Landes besetzt. Rom ist zur „offenen Stadt“ erklärt worden, d.h. einer Stadt, die unverteidigt ist und daher nach der Haager Landkriegsordnung nicht angegriffen werden darf. In einem unscheinbaren Mietshaus findet der Ingenieur Giorgio, Kommunist und Kopf einer städtischen Widerstandszelle, die gegen die Deutschen kämpfende Partisanenverbände in den Bergen mit Geld, Informationen und Waffen unterstützen soll, Unterschlupf bei dem befreundeten Arbeiter Francesco. Der Pfarrer der ansässigen Gemeinde, Don Pietro, übernimmt Botengänge für Giorgio, der bereits von der Gestapo gesucht wird. Er protegiert gleichzeitig die Bewohner des Hauses, die, vom alltäglichen Überlebenskampf in Armut und Krieg zermürbt, zunehmend mit den Widerständlern sympathisieren. Allerlei Eigensinnigkeiten, nicht zuletzt die der Schauspielerin und ehemaligen Geliebten Giorgios, Marina, die für ihren extravaganten Lebensstil mit den Deutschen kollaboriert, bringen jedoch die Aktivitäten der Bewohner immer mehr in Gefahr. Beim Versuch, dem Zugriff der Deutschen zu entfliehen, gipfelt Marinas Kollaboration im Verrat und der Verhaftung Giorgios und Don Pietros durch die SS. Der Kommunist wird zu Tode gefoltert, der katholische Priester erschossen. Keiner von ihnen gibt jedoch die Namen ihrer Verbündeten preis. Vielmehr zerbricht an ihrer bis zuletzt unerschüttert humanistischen Überzeugung das ganze Lügengebäude der selbsternannten Herrenmenschen. Auf diese Weise offenbart noch der Tod der beiden, dass jenem Ideal, dem ihr Leben gewidmet war, unweigerlich die Zukunft gehört: einer in Frieden, Würde und Wohlentwicklung tätig verbundenen Menschheit.
Der wunderbar schlicht und alltagsnah erzählte Film eröffnet dabei fast beiläufig eine aktuell hochrelevante Erkenntnis: Der weite Weg des Widerstands ist – im Unterschied zum schmalen Grat der Anpassung – ein schier unerschöpflicher Quell von Zuversicht, aufrechter Haltung und solidarischem Selbstbewusstsein. Er ist tagtäglich von jede*m, überall und zu jeder Zeit beschreitbar – und führt zu einem besseren Leben für Alle. Durch Historizität gewinnt die Persönlichkeit an Substanz. So lässt sich aus der Geschichte für heute lernen.
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Heraus zum Weltfriedenstag am 1. September. International solidarisch: Schluss mit Austerität!
„Eine neue Kultur zu schaffen bedeutet nicht nur, individuell ›originelle‹ Entdeckungen zu machen, es bedeutet auch und besonders, bereits entdeckte Wahrheiten kritisch zu verbreiten, sie sozusagen zu ›vergesellschaften‹ und sie dadurch Basis vitaler Handlungen, Element der Koordination und der intellektuellen und moralischen Ordnung werden zu lassen.“
Antonio Gramsci, „Gefängnishefte“, Heft 11 (§12), 1932-35.
Hier findet ihr den Flyer auch als pdf.