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Filmseminar: Official Secrets
24. Mai 2023 @ 21:00 - 23:30
(Spielfilm | Regie: O. Gower | GB 2014 | 112 Min. | OmU)
Ab dem 24.05. voraussichtlich wieder als Freiluftkino,
Beginn um 21 Uhr, am Philturm auf dem Uni-Campus (Von-Melle-Park).
Bei schlechtem Wetter im Anna-Siemsen-Hörsaal, Von-Melle-Park 8.
Wie steht es eigentlich um Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Freiheit – die vielgepriesenen, zu verteidigenden Werte des selbsternannten „Westens“? In Großbritannien, wo jüngst ein neuer Monarch gekrönt wurde, dem deutsche Abgeordnete ehrerbötigst im Bundestag ihre Huld erwiesen, befindet sich Ex-Premierminister Tony Blair nach wie vor auf freiem Fuß. Er ist – neben George W. Bush – hauptverantwortlich für den 2003 begonnenen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak, der schätzungsweise eine Million Menschenleben kostete, und insofern nach geltendem Völkerrecht ein Kriegsverbrecher. Die westliche Staatengemeinschaft erkennt die Statuten des Internationalen Strafgerichtshofs jedoch nur insoweit an, dass eine Strafverfolgung eigener Vergehen ausgeschlossen bleibt.
Die kodifizierten Werte und Normen aufgeklärter Gesellschaftlichkeit müssen in bürgerlich verfassten Staatswesen im Regelfall gegen die konkreten Institutionen und Organe durchgesetzt werden, die nominell zu deren Wahrung gebildet wurden. Das erfordert humane Courage, unverbrüchliches Engagement und streitbare Solidarität als alltäglich praktizierte Handlungsweise der Vielen.
Einen nachdrücklichen Beleg dieses Umstands liefert die Geschichte der Whistleblowerin Katharine Gun, die 2019 unter dem Titel „Official Secrets“ verfilmt wurde.
Die 27-jährige Britin (verkörpert von Keira Knightley) arbeitete als Mandarin-Übersetzerin für den Geheimdienst GCHQ, als sie im Januar 2003 von ihren Chefs ein Memo der NSA weitergeleitet bekommt, in dem ihre Abteilung dazu aufgefordert wird, belastendes Material gegen die Regierungsvertreter von sechs nicht-ständigen Mitgliedern im UN-Sicherheitsrat zu sammeln. Diese sollen dazu erpresst werden, für eine UN-Resolution zu stimmen, die den USA und Großbritannien freie Hand für die geplante Invasion des Irak verschaffen soll, da die öffentlich vorgebrachten Kriegslegitimationen sich zunehmend als konstruiert erweisen und die Bevölkerung weltweit gegen den geplanten Waffengang aufzubegehren beginnt. Gun, als bislang unbedarfte, staatstreue, jedoch durchaus human empfindende Bürgerin, gerät in einen tiefen Gewissenskonflikt und entscheidet sich schließlich, das hochbrisante Geheimdokument über eine friedensbewegte Bekannte an die Presse durchzustechen. Nach intensiver Quellenprüfung und hartnäckigem Einwirken auf seine bis dahin um Regierungsnähe bemühte Chef-Redaktion gelingt dem Journalisten Martin Bright vom Observer die Veröffentlichung und der UN-Sicherheitsrat stimmt gegen die Resolution. Wenige Tage später beginnen US- und britische Regierung dennoch den Krieg und zugleich eine erbarmungslose Treibjagd gegen die Mitarbeiter des GCHQ, um den „Maulwurf“ ausfindig zu machen. Gun gibt, um ihre Kolleg:innen zu schützen, ihren Verstoß gegen den „Official Secrets Act“ zu. Dieses Gesetz erlaubt, wie sie im weiteren Verlauf feststellen muss, den Geheimdiensten jedoch auch eine über allen Gesetzen stehende Willkür bei der Strafverfolgung und entrechtet jeden, der ihm zuwiderhandelt, nahezu vollständig. Da Gun jedoch aller Verfolgung zum Trotz immer überzeugter die kriegsablehnende, humanistische Motivation ihres Handelns offenlegt und begründet entfaltet, erfährt sie zunehmend Unterstützung von sympathisierenden Mitmenschen, denen sie zunächst misstraut hatte. Letztlich gelingt ihr mithilfe des streitbaren Anwalts Emmerson (Ralph Fiennes), der, von Guns Courage angestachelt, die Rechtmäßigkeit des Krieges selbst angreift, eine spektakuläre Wendung vor Gericht, in der die Regierung mit ihrer willfährig-verlogenen Kriegstreiberei den Kürzeren zieht.
Die präzise und spannungsreich gestaltete, filmische Erzählung zeigt dabei beispielgebend, welch weit dimensionierte Bedeutung der Einzelne für den weiteren Gang der Geschichte haben kann und dass der Mensch wächst, indem er, humanen Überzeugungen konsequent folgend, mit Seinesgleichen kooperiert zum höheren Zweck einer menschenwürdigen Zivilisationsentwicklung.
Der schöne Schein ist durchschaubar. Regierungen, Medien, Justiz und staatliche Dienste sind nur so vertrauenswürdig, wie wir, der Demos, sie zur tätigen Gattungsverwirklichung dienstbar machen.
Darum: Brot, Frieden, Würde – jetzt! International solidarisch: Schluss mit Austerität.
„Me-Ti sagte: Das Vertrauen der Völker wird erschöpft, indem es beansprucht wird.“
Bertolt Brecht, „Me-Ti. Buch der Wendungen“, entstanden im Exil der 1930er Jahre.
Den Flyer findet ihr hier auch hals [pdf],
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