Lade Veranstaltungen

« Alle Veranstaltungen

  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

Filmseminar: Nackt unter Wölfen

10. Mai 2023 @ 20:00 - 23:00

(Spielfilm | Regie: F. Beyer | DDR 1963 | 116 Min. | deu)


Der 8. Mai 1945 markiert die wichtigste positive Zäsur der jüngeren Menschheitsgeschichte. An diesem Tag erzwang die Anti-Hitler-Koalition, bestehend aus Sowjetunion, USA und Großbritannien, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Die Überwindung des deutschen Faschismus, dem durch systematische Verfolgung, industrialisierten Massenmord und einen global entfesselten Eroberungskrieg mehr als 70 Millionen Menschen zum Opfer fielen, wurde ermöglicht durch die weltanschauungs- und systemübergreifende Kooperation engagierter Antifaschist:innen aus aller Welt sowie durch zahllose Akte humaner Opposition im Alltag. Mit der Befreiung wurden entscheidende Grundlagen gebildet für die hinkünftige Schaffung einer sich in Freiheit, Gleichheit, Solidarität und dauerhaftem Frieden entfaltenden Weltgemeinschaft. In zahllosen Erklärungen, Verfassungstexten sowie der völkerrechtlich wegweisenden Gründungscharta der Vereinten Nationen fanden diese Ansprüche Niederschlag. Ihre tatsächliche Verwirklichung steht heute umso dringlicher auf der Tagesordnung. Dafür ist ratsam, aus dem Gelingen der Befreiung tätig zu lernen.

Eines der in diesem Sinne lehrreichsten und eindrucksvollsten Werke des Widerstands bildet der 1958 veröffentlichte, auf wahren Begebenheiten beruhende Roman „Nackt unter Wölfen“ von Bruno Apitz, der als kommunistischer Schriftsteller 8 Jahre im KZ Buchenwald interniert war. Unter seiner, wie auch der schauspielerischen Mitwirkung weiterer KZ-Überlebender (u.a. Erwin Geschonneck und Peter Sturm) entstand fünf Jahre später die kongeniale Verfilmung des Romans. Geschildert wird darin die Arbeit des Internationalen Lagerkomitees (ILK), eines konspirativen Zusammenschlusses widerständiger Häftlinge in Buchenwald. Paradigmatisch wird dabei die Frage verhandelt, wie es gelingt, die Humanität zu verwirklichen unter den Bedingungen tiefster Entmenschlichung.

Im Februar 1945 wird mit einem Kriegsgefangenentransport aus Polen ein jüdisches Kind in das Lager geschmuggelt, das so vor der Ermordung in Auschwitz gerettet werden sollte. Höfel und Kropinski, zwei in der Effektenkammer des Lagers eingesetzte, dem ILK angehörende Häftlinge, entdecken das Kind und bitten die ILK-Leitung um Rat, was zu tun sei. Als diese entscheidet, das Kind mit einem nächsten Transport in ein anderes Lager weiterzubringen um die Widerstandsorganisation nicht zu gefährden, widersetzen sich die beiden und verstecken das Kind. Nach und nach kommt die schon länger nach den Köpfen der Geheimorganisation suchende SS-Lagerleitung, die zugleich angesichts der näher rückenden US-Armee zunehmend uneins darüber ist, wie mit den Inhaftierten zu verfahren sei, den Verschworenen auf die Schliche. Unter lebensbedrohlicher Hilfe zahlreicher Mithäftlinge gelingt es dem ILK jedoch, das Kind immer wieder vor den Zugriffen der SS in Sicherheit zu bringen, selbst dann, als Höfel und Kropinski verraten und in brutale Folterhaft verbracht werden. Im Ringen um das Überleben des Kindes wächst der Mut der Insassen, denn die in ihm versinnbildlichte Humanität bringt ihnen den gemeinsamen, höheren Zweck ihres eigenen Überlebenskampfes neu zu Bewusstsein. Die so greifbar gemachte Perspektive, worauf das Streben nach Befreiung gerichtet ist, befördert auch ein unerschütterbares Vertrauen aufeinander, das zum ausschlaggebenden Faktor des Gelingens wird. Auch als ein Genosse zu Tode gefoltert wird, ein außenstehender Mitwisser einige ILK-Mitglieder an die Lagerleitung verrät und die ersten Todesmärsche nicht verhindert werden können, halten die Insassen unter Anleitung der ILK zusammen. So gelingt es ihnen schließlich, im Schutz der auf wenige Kilometer herangerückten US-Truppen mithilfe notdürftig versteckter Waffen, die SS-Wachmannschaft zu überwältigen, sich selbst aus dem Lager zu befreien und damit die verbliebenen 21.000 Mithäftlinge vor dem sicher geglaubten Tod zu bewahren, darunter den dreijährigen Stefan Jerzy Zweig.

Die Geschichte könnte kaum eindringlicher lebendig gemacht werden als durch dieses sehr persönlich erzählte, authentisch dargestellte und bestechend reflexive, filmische Meisterwerk. So lässt sich beispielgebend bilanzieren, bewegt begreifen und bewusstseinsbildend beherzigen: die Barbarei lässt sich nur überwinden durch allseitig konsequente, engagierte Humanität.

Der 8. Mai muss endlich auch in Deutschland gesetzlicher Feiertag werden.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig“
Schwur der überlebenden Häftlinge von Buchenwald, 1945.

Den Flyer findet ihr hier auch als pdf.

Details

Datum:
10. Mai 2023
Zeit:
20:00 - 23:00
Veranstaltungskategorie: