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Filmseminar: Machuca, mein Freund
(Spielfilm | Regie: Andres Wood | CHL 2004 | 116 Min. | deu)
„Freiheit“ – ohne Gleichheit und Solidarität – bedeutet Ausbeutung, Gewalt, Elend und Krieg. Das hat die vielgepriesene „westliche Werteordnung“ des Neoliberalismus, die uns – allen Krisenerscheinungen zum Trotz – seit Jahrzehnten als die beste aller denkbaren Welten verkauft werden soll, schon mit Beginn ihres globalen „Siegeszuges“ vor 50 Jahren hinlänglich bewiesen. Am 11. September 1973 putschte sich in Chile das Militär unter General Pinochet mithilfe der CIA und weiterer westlicher Geheimdienste an die Macht. Ihre blutige Diktatur im Namen der „Freiheit“ richtete sich gegen die drei Jahre zuvor gewählte Regierung von Salvador Allende und der Unidad Popular, die mithilfe der organisierten chilenischen Werktätigen den weltweit ersten Versuch unternommen hatte, eine sozialistische Gesellschaft auf demokratisch-konstitutionellem Wege zu errichten. Die ökonomischen und soziokulturellen Umwälzungen, die allein in diesen drei Jahren in Chile hatten hervorgebracht werden können, werfen ein grelles Licht darauf, welche befreiende Qualität solidarisch-egalitärer Gesellschaftsentwicklung heute erst recht möglich ist. Grund genug, diese Alternative zur „Alternativlosigkeit“ neu zu Bewusstsein zu bringen.
Einen besonders lebhaften, beispielgebenden Eindruck davon vermittelt der 2004 von Andrés Wood veröffentlichte Film „Machuca, mein Freund“.
Seine fiktionalisierte Handlung ist zu Beginn der 1970er Jahre am St. George’s College in Santiago de Chile angesiedelt. Das frühere katholische Elitegymnasium ist in die Obhut von Father McEnroe, einem Anhänger der Befreiungstheologie, übergeben worden. In Abstimmung mit der Allende-Regierung beginnen die Padres in der Schule ein sozial-integratives Modellprojekt, indem Kindern aus armen Familien das Schulgeld erlassen und ihnen so der Zugang zu höherer Bildung ermöglicht wird. Auf diese Weise lernt Gonzalo Infante, wohlumsorgter Zögling reicher Eltern, den Bauernsohn Pedro Machuca kennen, der mit seiner alleinerziehenden Mutter in den nahegelegenen Slums wohnt. Zwischen beiden entwickelt sich eine innige Freundschaft, die die tief verankerten Klassenschranken und die damit verbundenen Vorurteilsstrukturen fundamental in Frage stellt. Während das links-politisierte Umfeld Pedros, das ständig ums Überleben und seine Würde kämpfen muss, seine Skepsis gegenüber dem „privilegiert“ erscheinenden Gonzalo sukzessive abbaut, steigern sich die elitären Kreise um Gonzalos Mutter zunehmend in einen reaktionären Klassenhass, der auch die Freundschaft immer wieder auf eine harte Probe stellt. Die chauvinistischen getriebenen Roll-Back-Bestrebungen gipfeln schließlich in dem brutalen Putsch gegen die Allende-Regierung. Das Militär übernimmt die Schulleitung, setzt die Befreiungstheologen ab, beendet alle sozial-progressiven Reformprojekte und vertreibt mit tödlicher Gewalt die gesamte Bewohnerschaft der Elendssiedlungen. Die Freundschaft zwischen Pedro und Gonzalo wird durch diese Gewalt jäh zerrissen. Die in ihr angelegte, zur Verwirklichung reifende Utopie einer klassenlosen Gesellschaft hat jedoch Einsichten hervorgebracht, die einen neuen Versuch geradezu unausweichlich erscheinen lassen.
Auf diese Weise schlägt der involvierend erzählte und klug inszenierte Film einen aufrüttelnden und erkenntnisreichen Bogen von einer besseren Vergangenheit in eine veränderungswürdige Gegenwart: Die Überwindung der sozialen Ungleichheit ist ein fundamentales, gesellschaftliches Entwicklungserfordernis, das mit persönlichem Nachdruck kooperativ-engagiert zu verwirklichen ist. Mit diesem zutiefst menschlichen, verallgemeinerungswürdigen Wirken erlangt die „Freiheit“ erst ihren materiellen, humanen Sinn. Der Einzelne gewinnt historische Bedeutung. Der erfreulichen Entfaltung sind keine Grenzen gesetzt. Der Mensch sei dem Menschen ein Freund. Eine bessere Welt ist möglich.
International solidarisch – Schluss mit Austerität!
„Wer Freunde sucht, ist sie zu finden wert:
Wer keinen hat, hat keinen noch begehrt.“
Gotthold Ephraim Lessing, „In ein Stammbuch“, 1779.
Den Flyer findet ihr hier demnächst auch als [pdf] zum Download.