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Filmseminar: Gasland

7. Juni 2023 @ 21:00 - 23:30

(Dokumentarfilm | Regie: Josh Fox | USA 2010 | 104 Min.)

Beginn um 21 Uhr, am Philturm auf dem Uni-Campus (Von-Melle-Park).
Bei schlechtem Wetter am Rechtshaus (Schlüterstraße 28).


Energiepolitik ist – unter marktwirtschaftlichen Vorzeichen – immer auch Geopolitik. Die forcierte Konkurrenz um die knapper werdenden, fossilen Energieressourcen ist eine wesentliche Ursache für die zunehmend kriegerische Eskalation internationaler Konflikte. Dabei geht es längst nicht mehr vorrangig um den Zugang zu fremden Rohstoffquellen.

Beschönigend mit Begriffen wie „Energieunabhängigkeit“ oder „westlicher Lebensweise“ umschrieben, rückt vielmehr die Verteidigung der ökonomisch unhaltbar gewordenen Marktstellung transatlantischer Energiekonzerne in den Vordergrund, deren profitables Geschäftsmodell sich immer weniger auf die bislang weitgehend ungezügelte Ausbeutung von Mensch und Natur in allen Weltteilen stützen kann.

Aktuell am brisantesten ist dabei der Konflikt um das Erdgasgeschäft. Bis zur notwendig vollständigen Umstellung der globalen Produktion auf regenerative Ressourcen bildet der fossile Rohstoff die wichtigste Energiequelle. Die weltgrößten, natürlichen Lagerstätten befinden sich in Russland und dem Iran und werden dort von staatlich kontrollierten Monopolen erschlossen. Die US-Energiewirtschaft hat, vom Zugang zu diesen Quellen ausgeschlossen und ihren drohenden Niedergang infolge wachsender Importabhängigkeiten vorausahnend, im Jahre 2000 damit begonnen, mithilfe der hochgradig umstrittenen Fracking-Technologie eigene, unkonventionelle Lagerstätten (sog. „Schiefergas“) zu erschließen. Für die Zulassung dieser enorm kostspieligen, hochgradig umweltschädigenden und energetisch ineffizienten Fördermethode wurden die einschlägigen US-Konzerne von allen bis dahin geltenden Umweltschutzauflagen, Kontroll- und Haftungspflichten entbunden. Das entsprechende Gesetz besorgte kein Geringerer als der oberste Cheflobbyist des Energiekonzerns Halliburton, der damalige Vizepräsident Dick Cheney, der zur gleichen Zeit in selber Funktion die US-geführte Invasion des Irak entscheidend vorantrieb.

Die seitdem forcierte Schiefergas-Förderung deckt mittlerweile den größten Teil des Gasbedarfs der USA. Aufgrund des rapiden Preisverfalls ist sie aber nur durch massiven Export überhaupt aufrecht zu erhalten. International wettbewerbsfähig war sie nie. Ein Hauptgrund dafür, warum die USA scheinbar zu allem bereit sind, wenn es darum geht, den europäischen Markt von den kostengünstigeren Importen aus dem Osten loszulösen.

Welch verheerende Auswirkungen die neuerdings als „Freedom Gas“ glorifizierte Fracking-Förderung für Menschen, Umwelt und Gesellschaft in den USA zeitigt, hat Filmemacher Josh Fox in seiner 2010 veröffentlichten, mehrfach ausgezeichneten Dokumentation „Gasland“ eindrucksvoll beleuchtet.

Auf seiner investigativen Reise quer durch die USA interviewt er zahllose Menschen, deren Lebensgrundlagen in gesundheitlicher, sozialer, kultureller und ökologischer Hinsicht existenziell gefährdet sind, seit in ihrem Umfeld Fracking-Bohrungen begonnen wurden. Von vergiftetem Grundwasser, lebensgefährlicher Luftbelastung mit Schadstoffen, massenhaft verendenden Nutztieren bis hin zur Zerstörung von Fluss-Ökosystemen, die für die Trinkwasser-Versorgung von Millionenstädten maßgeblich sind, zeichnet er in akribischer Recherche alles auf, was die staatlichen Kontrollbehörden seit Cheneys Gesetzesänderung geflissentlich ignorieren. Dabei gibt er zugleich den direkt Betroffenen, ihrer Wut und Verzweiflung, aber auch ihrem wachsenden Widerstandswillen gegen die skrupellose Willkür der Konzerne eine bis dahin ungehörte Stimme, beleuchtet analytisch die Hintergründe des Geschehens und konfrontiert politisch Verantwortliche mit dem dringlichen Erfordernis eines grundlegenden Richtungswechsels im Umgang mit der Energiewirtschaft und ihren Lobbyverbänden.

So trug der Film nicht zuletzt auch dazu bei, dass Fracking bis heute in der EU aus guten Gründen noch immer verboten ist. Sein Plädoyer ist unmissverständlich aktuell.

Die Verstaatlichung der Energieproduktion und ihre international kooperative, nachhaltige Entwicklung unter demokratischer Kontrolle, Planung und Leitung einer aufgeklärt engagierten Bevölkerung ist eine entscheidende Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der menschlichen Zivilisation.

Darum: Brot, Frieden, Würde – jetzt! International solidarisch: Schluss mit Austerität.

„Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“
Karl Marx, „Das Kapital“, Bd. 1, MEW 23, S. 530, 1867.

Den Flyer findet ihr hier auch als pdf. 

Details

Datum:
7. Juni 2023
Zeit:
21:00 - 23:30
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland
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