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Filmseminar: Fire in the blood

25. November 2020 @ 18:00 - 22:00

(Doku | Regie: D. Mohan Gray | IND 2013 | 93 Min. | OmU)

Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 25. November 2020 statt und beginnt um 18 Uhr im Abaton Kino (Allende-Platz 3). Im Anschluss wird es wie immer Gelegenheit zur Diskussion geben. Das Filmseminar gegen Austerität wird als studentisches Seminar organisiert. Zur Teilnahme bitten wir um eine kurze Anmeldung per Mail an kontakt@schluss-mit-austeritaet.de. 


Welche Maßnahmen sind gerechtfertigt, um eine Pandemie zu bekämpfen und das Leben bzw. die Gesundheit von Millionen Menschen zu schützen? Ein vergleichender Blick auf den Kampf gegen HIV/AIDS zeigt, dass dies zynischerweise davon abzuhängen scheint, welcher Wert dem Leben zugeschrieben wird, das es zu schützen gilt.

Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) wurde 1983 entdeckt und führt unbehandelt in nahezu 100% der Fälle zum Tod. Bis heute ist es pandemisch. Jährlich gibt es weltweit ca. 1,7 Millionen Neuinfektionen. 2018 starben 770.000 Menschen an den Folgen der Infektion. Eine Impfung existiert noch immer nicht.

Der Durchbruch in der medizinischen Behandlung gelang, als 1996 Forscher die sogenannte Hochaktive Antiretrovirale Therapie (HAART) entwickelten, eine Kombinationstherapie aus mehreren Pharmazeutika, die die Vermehrung des Virus im menschlichen Körper so wirksam eindämmt, dass das Eintreten des lebensgefährlichen Immundefizit-Syndroms (AIDS) verhindert wird. Die Lebenserwartung und –qualität Infizierter kann damit auf das Niveau von Nicht-Infizierten gehoben und die Viruslast im Körper unter die Schwelle einer Ansteckungsgefahr für andere gesenkt werden.

Die Pharmaindustrie des „zivilisierten Westens“ jedoch, die aufgrund patentrechtlicher Bestimmungen Milliardenprofite mit dem Vertrieb der anfänglich jährlich 25.000 US-$ teuren Therapie machte, bekämpfte erbittert die Verfügbarmachung dieser Behandlungsmöglichkeit für die zahlenmäßig am schwersten betroffenen Länder der Welt, die sich sämtlich im globalen Süden befinden.

Der Film dokumentiert auf eindringliche Weise das unverbrüchliche, solidarische Engagement unterschiedlichster Aktivist*innen aus 4 Kontinenten und einer unerschrocken kämpfenden, nie dagewesenen internationalen Bewegung zur Rettung des Lebens dieser Millionen Menschen. Ausgangspunkt dabei ist der Entschluss der indischen Ministerpräsidentin Indira Ghandi in den 1970er Jahren, im Geiste ihres Vaters eine eigenständige indische Pharmaproduktion unter staatlicher Kontrolle zu errichten. Deren Leiter, Yusuf Hamied, gelingt es mithilfe US-amerikanischer Anti-Patentrechts-Aktivisten Ende der 90er-Jahre, die HAART-Medikamente für einen Preis von 1 US-$ pro Tag herzustellen. Um die Auslieferung dieser Generika an die betroffenen Länder zu unterbinden, beschließt daraufhin jedoch die Welthandelsorganisation unter westlicher Führung, die Patentrechtkontrolle den Nationalstaaten zu entziehen und in die sanktionsträchtigen Hände der WTO selbst zu legen. Der zu schützende Gewinn westlicher Pharmakonzerne in den afrikanischen Ländern macht dabei gerademal 1% ihres Gesamtgewinns aus – aber es geht rein ideologisch um die Verhinderung eines Präzendenzfalls zu Gunsten des Prinzips „Menschen über Profite“. Der Durchbruch gelingt erst, als namhafte Aktivisten wie Zackie Achmat, Desmond Tutu (Südafrika) und Peter Mugyenyi (Uganda) ihre Regierungen zwingen, die Mittel zu importieren und es auf die Konfrontation mit dem Westen ankommen zu lassen. Dank zahlreicher Unterstützer*innen hat die Kampagne letztlich Erfolg. Die Sanktionen bleiben aus. 10-12 Millionen Menschen sind jedoch in der Zwischenzeit gestorben, obwohl es leichterdings verhinderbar gewesen wäre. Und auch die 1$-Therapie können sich viele Betroffene heute kaum leisten. Das mittelalterliche Patentrecht stellt noch immer Eigentum über das globale Leben der Menschheit.

Der Film jedoch ist ein unschätzbarer Quell der Hoffnung, denn er zeigt vor allem eines: Im Kampf gegen eine Pandemie braucht es globale Lösungen für eine solidarische Gesellschaftsentwicklung und zur Schaffung und Ausweitung sozialer, gesundheitlicher Infrastruktur. Sie liegen in den Händen der 99%. Stigmatisierung und strafbewehrte Enthaltsamkeit helfen nicht weiter. Eingeschränkt werden muss die Allgegenwart des Geschäftsprinzips. Das ist perspektivstiftend und für alle heilsam.

Insofern: International solidarisch – Schluss mit Austerität!

„Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“
Publius Cornelius Tacitus, römischer Historiker und Senator, 58-120 n.Chr.

Hier findest du den Flyer auch als pdf.

Details

Datum:
25. November 2020
Zeit:
18:00 - 22:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Anna-Siemsen-Hörsaal
Von-Melle-Park 8
Hamburg, 20146 Deutschland