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Filmseminar: Ein Menschenschicksal

22. Juni 2022 @ 21:00 - 23:30

(Spielfilm | Regie: Sergej F. Bondartschuk | SU 1959 | 103 Min. | OmU)


Die Geschichte ist eine unbestechliche Lehrmeisterin. Sie lässt sich nicht ungeschehen machen. Zwei von Deutschland begonnene, imperialistische Welteroberungskriege brachten über 80 Millionen Menschen den Tod und der Menschheit unvergleichliches Leid, Elend und Zerstörung. Beide Male diente die vermeintliche Verteidigung gegen den „russischen Aggressor“ als Kriegsgrund – zuerst gegen den Zaren, dann gegen die „jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung“. Beide Male waren die Menschen Russlands die Hauptleidtragenden des Krieges. Beide Male waren sie es, die entscheidend zur Beendigung des Krieges beitrugen – mit der Oktoberrevolution und dem Frieden von Brest-Litowsk (1917/18) sowie mit der Befreiung Berlins und der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht (1945).

Nur daher ist es uns heute (exakt 81 Jahre nach Beginn des Vernichtungsfeldzugs Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion am 22. Juni 1941) möglich, anhand der persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen der Befreier von damals nachzuvollziehen, wie die Überwindung der faschistischen Barbarei gelingen konnte und welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind.

Ein dafür unverzichtbar erkenntnisreiches Werk ist die von Sergej F. Bondartschuk 1959 verfilmte Erzählung „Ein Menschenschicksal“ von Michail A. Scholochow.

Der Protagonist der Erzählung, der gelernte Zimmermann Sokolow aus Woronesh, verlor seine Eltern im Hungerwinter 1922 und baut sich anschließend mit Irina, ebenfalls Waise, eine bescheidene Existenz auf, die ihm und seiner Familie ermöglicht, unter widrigen Umständen über die Runden zu kommen. Als Hitler den Krieg beginnt, wird Sokolow als Lastkraftfahrer eingezogen und gerät nach einem Fliegerangriff der vorrückenden Wehrmacht in deutsche Gefangenschaft. So beginnt sein Martyrium, das ihn, von Gewaltmärschen über Hungerqualen und pausenlosen Demütigungen bis hin zur Vernichtung durch Arbeit, mit der ganzen entmenschlichten Brutalität der Faschisten konfrontiert. Erst als er im Angesicht des drohenden Todes seinem schlimmsten Peiniger, dem Lagerkommandanten Müller, am persönlichen Beispiel beweist, dass die menschliche Würde, der Lebenswille und der humane Kampfesmut unauslöschbar sind, beginnt sich das Blatt zu wenden. Doch gerade dann, als Sokolow durch eine mutige List die Flucht zurück hinter die sowjetischen Linien gelungen ist und er bei der Befreiung Berlins das Ende des Krieges aktiv miterlebt, gelangt ihm dessen Grausamkeit erst vollständig zu Bewusstsein. Mit dem Waisenkind Wanjuscha tritt schließlich ein neuer Quell tätig-anteilnehmender Zuversicht in sein Leben. Die unsagbaren Schrecken des Erlebten jedoch bleiben dabei unvergesslich in das neu gewonnene Leben eingeschrieben.

Dieses „Menschenschicksal“ hat Legion. In Russland gibt es wohl nur Wenige, die nicht aus dem näheren Angehörigenkreis solche oder vergleichbare Erfahrungen zu schildern wüssten.

Das besonders eindrückliche Verdienst der Verfilmung besteht nun gerade darin, dass es ihr mit hochrational-ästhetischen Mitteln gelingt, durch den stetigen Bezug der Erzählung zu den realen Kriegsgeschehnissen dem subjektiven Erleben Sokolows eine allgemeingültige Aussagekraft zu verleihen. So wird erkennbar, dass die Barbarei überwunden werden kann, wenn die solidarisch realisierte, humane Initiative für die Entfaltung der Menschheit als Assoziation von Gleichen dominiert. So wird erkennbar, dass die einzig sinnvolle Lehre aus zwei Weltkriegen lautet: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“. Und so wird erkennbar, dass allen in Deutschland geborenen Menschen eine herausgehobene historische Rolle darin zukommt, dafür Sorge zu tragen, dass von diesem Boden nie mehr etwas anderes ausgeht als Frieden, Völkerverständigung und eine global menschenwürdige Zivilisationsentwicklung. Nicht umsonst machen diese Leitgedanken den Wesenskern des ursprünglichen Grundgesetzes aus. Ihnen ist dringend in neuer Weise Geltung zu verschaffen.

International solidarisch – Schluss mit Austerität!

„Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
übern Graben, Leute, übern Graben -!“
Kurt Tucholsky, „Der Graben“, 1926.

Den Flyer findet ihr hier auch als pdf.

 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Linksjugend ’solid Hamburg statt.

Details

Datum:
22. Juni 2022
Zeit:
21:00 - 23:30
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