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Filmseminar: Die Brücke

Oktober 15 @ 20:00 - 23:30
(Spielfilm | Regie: Bernhard Wicki | BRD 1959 | 103 Min. | deu)

 

Die nächste Veranstaltung findet – dieses Mal mit drei Wochen Abstand – am Mittwoch, den 15. Oktober 2025, ab 20 Uhr (ct) statt. Im Kokoschka-Hörsaal (Phil D) im Philosophenturm (Von-Melle-Park 6) schauen und diskutieren wir zusammen den Film Die Brücke“ von Bernhard Wicki aus dem Jahr 1959. Wir beginnen wie immer mit einer inhaltlichen Einführung und Kontextualisierung, diesmal mit Gerhard Schäfer (Sozialwissenschaftler und Historiker, aktiv im Bremer Friedensforum, in der Norddeutschen Friedensbewegung und in der GEW). Im Anschluss wird es wieder Gelegenheit zur Diskussion des Gesehenen geben.

„Große Aufgaben, sichere Jobs, Teamgeist und Abenteuer“ – mit schillernden Worten wird wieder für das soldatische Heldenmärchen geworben. Die Werbenden sitzen wie eh und je gut bezahlt in ihren Schreibstuben, Chefsesseln und Abgeordneten-Büros und verjubeln willfährig die sozialen, politischen und kulturellen Zukunftsaussichten von Millionen Menschen an übersättigte Rüstungsaktionäre. Die Zu-Werbenden sollen ihr Leben aber nicht für die Börse, sondern für die „Freiheit“ geben (freiwillig, versteht sich!). Die Jugend braucht schließlich Ideale. Und wer nicht mitmacht, ist ein „Russenliebchen“.

Das hatten wir schon zweimal – das wollen wir nie wieder!

In diesem Geiste entstand 1959 der eindrucksvolle Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki. Vier Jahre zuvor hatte der westdeutsche Bundestag beschlossen, wieder eine Armee, eine Rüstungsindustrie und eine allgemeine Wehrpflicht einzuführen.

Die Leinwandbearbeitung des autobiographischen Romans von Gregor Dorfmeister zeigt hingegen ungeschönt, wohin jener militärische Ungeist nur 14 Jahre zuvor geführt hatte und warum das Grundgesetz (1949) alle Maßnahmen zu dessen Wiederbelebung ursprünglich kategorial ausgeschlossen hatte.

Geschildert wird das Schicksal von sieben Jugendlichen in einer bayrischen Kleinstadt im Jahre 1945. Hans, Albert, Walter, Jürgen, Karl, Klaus und Sigi gehen auf ihr 16. Lebensjahr zu und glauben noch immer an den militärischen „Endsieg“, obwohl die Truppen der Anti-Hitler-Koalition bereits ins deutsche Reichsgebiet vordringen. Der Krieg hat tiefe Verheerungen im alltäglichen Leben der abgestumpften und desillusionierten Zivilbevölkerung der Stadt hinterlassen. Die „Führer“ haben längst begonnen, ihre eigene Haut zu retten. Das „Herrenvolk“ zerfällt. Aber die Meisten machen gute Miene zum bösen Spiel. Defätismus gilt als Hochverrat. Auch deswegen fiebern die Halbstarken ihrer Einberufung zum „Volkssturm“ entgegen. Im Geiste des „totalen Kriegs“ erzogen, beseelt sie der Gedanke, dass von ihrem Einsatz, ihrer Disziplin und ihrem Wagemut die Rettung des Reiches abhänge. Als pures „Kanonenfutter“ rekrutiert und gänzlich ungeübt werden sie von einem umsichtigen Leutnant zur Verteidigung einer strategisch unbedeutenden Brücke im Hinterland abkommandiert, die im Ernstfall einfach gesprengt werden soll. Als jedoch die Panzerspitze der US-Armee schneller vorrückt als erwartet, weil die Front längst zusammengebrochen ist, liefern die verblendeten, jugendlichen „Heroen“ ihr ein erbittertes Gefecht bis zum buchstäblichen „letzten Mann“. Ein Tod sinnloser als der andere. Die Brücke fällt. Der Krieg ist verloren. Ein Überlebender, der 16-jährige Albert, bleibt gebrochen zurück. Die Kamera übersieht das vorhersehbare „Trümmerfeld der Ehre“ und fragt stumm: wollt Ihr nicht endlich lernen, dass es im Krieg keine Sieger gibt?

Dieses eindringlich gestaltete, filmische Plädoyer könnte aktueller kaum sein. Die Menschheit hat genug Erfahrungen gesammelt, um zu wissen, dass es der Frieden ist, den es zu gewinnen gilt. Wer Heldentum fordert und Stärke propagiert, offenbart nicht nur geschichtsvergessene Dummheit, sondern auch eine grenzenlose Zivilfeigheit. Globale Abrüstung, Diplomatie, Völkerverständigung, zivile Entwicklung, die Überwindung der sozialen Ungleichheit und die solidarische Gestaltung weltweit menschenwürdiger Lebensbedingungen sind das zivilisationsgeschichtliche Gebot der Stunde. Den Kriegstreibern und –profiteuren ist ein für allemal das schäbige Handwerk zu legen. Wir haben eine Welt zu gewinnen. Frei von Gewalt, frei für die ungehemmte Entfaltung der Humanität. Dafür lohnt jede Courage.

International solidarisch – Schluss mit Austerität!

„Ihr sollt nicht strammstehn. Ihr sollt nicht dienen!
Ihr sollt frei sein! Zeigt es ihnen!
Und wenn sie euch kommen und drohn mit Pistolen –:
Geht nicht! Sie sollen euch erst mal holen!
Keine Wehrpflicht! Keine Soldaten!
Keine Monokel-Potentaten!
Keine Orden! Keine Spaliere!
Keine Reserveoffiziere!
Ihr seid die Zukunft!
Euer das Land! Schüttelt es ab, das Knechtschaftsband!
Wenn ihr nur wollt, seid ihr alle frei!
Euer Wille geschehe! Seid nicht mehr dabei!
Wenn ihr nur wollt: bei euch steht der Sieg!
– Nie wieder Krieg –!“
Kurt Tucholsky, „Drei Minuten Gehör“, 1922.

Den Flyer findet ihr hier demnächst auch als [pdf] zum Download.

Details

Datum:
Oktober 15
Zeit:
20:00 - 23:30
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland
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