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Filmseminar: Der Ghostwriter

März 5 @ 20:00 - 23:30

(Spielfilm | Regie: Roman Polanski | GB/F/D 2010 | 128 Min. | deu)

Für die Einführung zu Beginn und die anschließende Diskussion können wir dieses Mal Sophie Bolt ankündigen, sie ist General Secretary von Campaign for Nuclear Disarmament in Großbritannien.


Krieg und Aufrüstung sind die größten Feinde von Freiheit, Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und einer global menschenwürdigen Zivilisationsentwicklung. Für den allergrößten Teil der Menschheit gilt, dass sie nur überleben und besser leben kann, wenn keine Kriege mehr geführt werden können. Für einen verschwindend geringen, aber äußerst einflussreichen Teil der Menschheit (Rüstungsindustrie, transnationale Konzerne, Großbanken, Geheimdienste, etc.) gilt, dass sie nur überleben, d.h. Geschäfte machen können, wenn Kriege geführt werden. Aus diesem Gegensatz erklärt sich der enorme Aufwand, der politisch und medial dafür betrieben wird, Krieg und Aufrüstung als etwas erscheinen zu lassen, das im Interesse der großen Mehrheit geschehe bzw. alternativlos sei. Unverzichtbar ist dafür die ideologische Konstruktion nationaler Interessengemeinschaften, die durch äußere Feinde bedroht seien. „Kommunismus“, „Terrorismus“, „Autokratismus“ – die Feindbilder des selbsternannten „Westens“ sind austauschbar, solange sie sich auf Militarismus reimen. Besonders brisant ist daher, wenn die wahrhaft bedrohlichen Urheber und Nutznießer der Kriegsvorbereitung im eigenen Land an das Licht der Öffentlichkeit gebracht werden.

Eine eindrucksvolle Verarbeitung dieser Zusammenhänge bildet der 2010 von Roman Polanski verfilmte Polit-Thriller „Der Ghostwriter“ des britischen Autors und ehemaligen Labour-Mitglieds Robert Harris. Harris entwirft darin ein satirisch verdichtetes Erklärungsmodell dafür, was seinen politischen Weggefährten, den damaligen Premierminister Tony Blair, dazu verleitet haben mag, die Beteiligung Großbritanniens am 2003 begonnenen, nachweislich auf Lügen basierenden, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der USA gegen den Irak durchzusetzen – und zwar gegen den massiven Widerstand der weltgrößten Friedensbewegung und großer Teile der eigenen Partei inklusive des damaligen Außenministers Robin Cook.

Erzählt wird die fiktive Geschichte eines Ghostwriters, der damit beauftragt ist, die Memoiren des kürzlich zurückgetretenen britischen Premierministers Adam Lang fertigzustellen, nachdem sein vorher engagierter Autoren-Kollege unter mysteriösen Umständen bei der biographischen Arbeit ums Leben kam. Der Ghostwriter begibt sich für den hochdotierten Job zu Lang in dessen strikt gesicherten US-Landsitz auf der Insel „Marthas Vineyard“, wo dieser mit seinem Vertrautenstab Zuflucht gefunden hat, um dem Zugriff des Internationalen Strafgerichtshofs zu entgehen, der wegen Folterverbrechen im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg gegen ihn ermitteln könnte. Als die Ermittlungen tatsächlich eingeleitet werden und Richard Rycart, der vormalige Außenminister Langs, sich als Träger der Anklage erweist, kommt Unruhe in das abgeschirmte Idyll. Friedensaktivisten bevölkern plötzlich die beschauliche Insel und erheben wüste Beschuldigungen. Der Ghostwriter, bis dahin nur an seiner Karriere interessiert, entdeckt bei der Arbeit am Manuskript seines Vorgängers immer mehr Ungereimtheiten, die ihn an der Integrität seines Auftraggebers und an den Todesumständen seines Kollegen zunehmend Zweifeln lassen. Je mehr er diesen Spuren nachgeht, desto engere Verbindungen entdeckt er zwischen der kometenhaften Karriere des ursprünglich politisch völlig desinteressierten Hobby-Schauspielers Lang, dem US-Geheimdienst und eines mächtigen Rüstungskonzerns, der am Irak-Krieg Milliarden verdiente. Die Buchveröffentlichung gerät so zu einer Frage von Leben und Tod – mit fundamentalen Konsequenzen für die Weltöffentlichkeit.

Die spannungsreich inszenierte Filmparabel vermag auf diese Weise nicht nur das schöngefärbte Bild unseres über jeden Zweifel erhabenen, vorbildhaften „Demokratiemodells“ produktiv-erkenntnisbildend in Frage zu stellen, sondern ist zugleich ein geradezu aufrührerisches Plädoyer für die zivilisierende, tatsächlich demokratische Bedeutung von Humanität und Aufklärung. Wenn eine kritisch-informierte Bevölkerung ihre sozialen Interessen erkennt und solidarisch engagiert in souveräner Gestaltung verwirklicht, dann sind Kriege nicht mehr führbar und die Menschheit gewinnt auf befreiende Weise ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten. Jeder Schritt dahin lohnt. Es ist höchste Zeit.

International solidarisch – Schluss mit Austerität!

Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.“
Albert Einstein, „Für einen militanten Pazifismus“, 1932.

Den Flyer findet ihr hier auch als [pdf] zum Download.

Details

Datum:
März 5
Zeit:
20:00 - 23:30
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