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Filmseminar: Das Geld der Anderen

Mai 21 @ 20:00 - 23:30

(Spielfilm | Regie: Christian de Chalonge | F 1978 | 105 Min. | deu)


Die Welt braucht dringend Heilung. Sie krankt an einem grundlegend aufzulösenden Missverhältnis: Der global erarbeitete, gesellschaftliche Reichtum ist schon lange groß genug, um allen Menschen ein Leben in Frieden, Würde und dauerhafter sozialer Wohlentwicklung zu ermöglichen. Dieser Reichtum wird jedoch zu gegenteiligen, destruktiven Zwecken zunehmend in den privaten Händen einiger Weniger konzentriert. Die Einkommen der Vorstände der größten deutschen Unternehmen sind in den vergangenen sechs Jahren 30mal stärker angestiegen als die durchschnittlichen Reallöhne aller bundesweit Beschäftigen und Angestellten.

Um das notwendige Aufbegehren gegen diese strukturelle Ungleichheit niederzuhalten, finden vermehrt militaristische und rassistische Narrative Verbreitung, die ein nationales „Wir“ der „Freiheitsliebenden“ gegen vermeintliche Bedrohungen von außen konstruieren. Denselben Zweck erfüllt die Mär von der sozialen Sicherheit, die durch Verzicht und Leistungsbereitschaft zu erlangen sei.

Der begründete Widerspruch und die humanistische Kritik jener neoliberalen Weltunordnung, die die Menschheit in ihre akute, fundamentale Entwicklungskrise geführt hat, sind jedoch mindestens genauso tradiert wie diese selbst.

Eine besonders erkenntnisbildende, kulturkritische Konkretion bildet der 1978 von Christian de Chalonge veröffentliche Film „Das Geld der Anderen“.

Die mit großartigen Schauspieler:innen inszenierte Satire wirft ein grelles Licht hinter die Fassaden des Bankenwesens, das aufgrund seiner dominanten soziokulturellen und ideologischen Stellung im Neoliberalismus als Sinnbild für die gesellschaftlichen Entwicklungsdynamiken insgesamt taugt.

Schon die Eingangsszene thematisiert den omnipräsenten Widerspruch zwischen Schein und Sein in einer Gesellschaft, die auf dem Konkurrenzprinzip basiert. Henri Rainier, der jüngst entlassene Prokurist einer Pariser Geschäftsbank, sucht eine neue Anstellung. Dafür muss er sich gegen zahllose Mitbewerber in einem kafkaesken Auswahlverfahren behaupten. Die feindselige Atmosphäre ist durch oberflächliche Freundlichkeit nur schlecht kaschiert. Mit seiner systemgläubigen Naivität kommt er allerdings nicht weit. Sein ehemaliger Arbeitgeber hat ihn in windige Investmentspekulationsgeschäfte verwickelt, für die Rainier, nachdem sie aufgeflogen sind, als Bauernopfer beseitigt wurde. Um seine Reputation und den bedrohten Familienfrieden wiederherzustellen, beginnt er, seine bisherigen Glaubenssätze in Frage zu stellen und gegen die Bank selbst vorzugehen. Auf diesem argen Weg der Erkenntnis dringt er nicht nur bedrohlich tief in die schmutzigen Geheimnisse der nach außen hin um den Eindruck unzweifelhafter Redlichkeit und Vertrauenswürdigkeit bemühten Parallelwelt der Hochfinanz vor. Er gewinnt auch zunehmend Mitstreiter:innen unter den gewerkschaftsnahen „einfachen“ Angestellten der Bank und bringt mit seiner wachsenden Renitenz ein ganzes System ins Wanken.

Die ästhetisch äußerst feinsinnig ausgestaltete, spannungsreiche Filmerzählung entfaltet dabei eine doppelte Aufklärungswirkung von eminenter Aktualität: Sie macht anschaulich begreifbar, dass eine Weltordnung, die auf der Fetischisierung des Tauschwerts, auf Ausbeutung, Konkurrenz und Entfremdung beruht, ebenso auf tönernen Füßen steht wie die Existenz derjenigen, die sich ihrer Aufrechterhaltung verschrieben haben. Ihre quasi-natürlich erscheinende Macht existiert nur, insoweit an sie geglaubt wird. Zugleich wird dabei besonders erkennbar, inwiefern die Infragestellung dieser Schein-Natürlichkeiten bzw. das solidarisch-oppositionelle Aufbegehren für Wahrhaftigkeit, soziale Gerechtigkeit und eine humane Entwicklung der Gesellschaft einen befreienden Akt der Vermenschlichung darstellt, der bis dahin ungeahnte Möglichkeiten einer sinnvollen, perspektivreichen, erfreulichen und verallgemeinerungswürdigen Entfaltung eröffnet.

Ein heiteres, lehrreiches, persönliches Paradigma für das akute Gelingen der globalen Gattungsverwirklichung. Der Mensch hat eine nicht zu unterschätzende Gabe: Er kann aus Fehlern lernen.

Darum: International solidarisch – Schluss mit Austerität!

Viel Klagen hör ich oft erheben
Vom Hochmut, den der Große übt.
Der Großen Hochmut wird sich geben,
Wenn unsre Kriecherei sich gibt.

Gottfried August Bürger, „Mittel gegen den Hochmut der Großen“, 1787.

Den Flyer findet ihr hier auch als [pdf] zum Download. 

Details

Datum:
Mai 21
Zeit:
20:00 - 23:30
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