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Filmseminar: Blicke in die Hölle

März 19 @ 20:00 - 23:30

(Doku | Regie: Christoph Boekel | D 1999 | 90 Min. | deu)


Wer den Frieden erwirken will, muss die geistigen und materiellen Ketten zerschlagen, die der Krieg schmiedet. 430 Milliarden Euro geben die EU-Staaten pro Jahr zusammengenommen für militärische Zwecke aus (die USA mehr als doppelt so viel). Nach der Wahnvorstellung der allermeisten bundesdeutschen „Spitzenpolitiker:innen“, Medien und Wirtschaftsvertreter:innensoll diese Summe in den nächsten Jahren noch verdoppelt werden. Dank der völlig abstrusen, aber gebetsmühlenartig wiederholten Beschwörung des archaischen Bedrohungsszenarios einer „Invasion Europas durch die russischen Horden aus dem Osten“ (Rüstungsausgaben: 300 Mrd. Euro pro Jahr) wissen die Großaktionäre von Rheinmetall und Co. gar nicht mehr wohin, mit ihren Milliardengewinnen.

Allein mit der Umwidmung der jetzigen europäischen Militärausgaben ließen sich die Probleme des Wohnungsmangels, der Arbeitslosigkeit, der maroden öffentlichen Infrastruktur, der prekären sozialen Daseinsvorsorge, der mangelhaften Gesundheitsversorgung, des zu überwindenden Welthungers und der effektiven Bekämpfung des Klimawandels binnen kürzester Zeit lösen. Dieser Widerspruch ist nur durch die radikaleBeseitigung aller schon jetzt mehrfach vorhandenen, militärischen Menschheitsvernichtungsmöglichkeiten aufzulösen. Dafür ist das Denken in den Kategorien von Abschreckung, Machtpolitik, Verteidigungs- und Kriegstauglichkeit zu durchbrechen.

Einen gewichtigen Beitrag dazu leistet der 1999 veröffentlichte Dokumentarfilm „Blicke in die Hölle“, in dem Regisseur Christoph Boekel die vergiftende Wirkung des militärischen Ungeists in Sprache und Architektur entlarvt und sie zugleich der verstandesmäßigen Kritik und alternierenden Perspektivbildung anheimstellt.

Er begibt sich dafür auf die Spuren seines Großvaters, der als deutscher Soldat in den Stellungen der Abnutzungsschlacht um Verdun (1916) ums Leben kam, sowie seines Vaters, der als Wehrmachtssoldat im Zweiten Weltkrieg zu einem gebrochenen Menschen gemacht wurde. Anhand von zahlreichen Interviews mit Nachfahren, Überlebenden, Zeitzeugen und Militärhistorikern arbeitet er die Geschichte der Kriegführung in Europa – beginnend mit der Schlacht um Hastings im Jahre 1066 bis zur Entwicklung der Atombombe – auf. Dabei zeichnet er nach, wie die politisch forcierte Spirale der stetigen Weiterentwicklung von Verteidigungs- und Angriffsmitteln dazu führt, dass die in produktiver Weltaneignung zur Kultivierung des menschlichen Daseins errungenen, stetig anwachsenden zivilenEntwicklungsressourcen von Natur und Gesellschaft zu grausam zerstörerischen Zwecken pervertiert werden.

In diesem historischen Durchgang, der mit dem „totalen Krieg“ der deutschen Faschisten und den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki kulminiert, wird auf eindrucksvolle Weise erkenntlich, inwiefern es im 21. Jahrhundert keinen gesellschaftlichen Bereich mehr gibt, in dem nicht die Kontroverse zwischen humaner Verwirklichung der Gattung und ihrer potentiellen Vernichtung zu entscheiden wäre.

Auf diese Weise ist auch nachdrücklich veranschaulicht, welche Bedeutung die alltägliche Handlungsweise eine:s Jede:n dafür hat, solidarisch organisiert und zivilgesellschaftlich engagiert zurÜberwindung der Gewalt und ihrer strukturellen Voraussetzungen im menschlichen Zusammenleben beizutragen.

Die Befreiung von der „Geißel des Krieges“ für eine in Frieden geeinte Menschheit, wie sie nach 1945 im Gründungsstatut der Vereinten Nationen als oberste Maßgabe allen staatlichen, zwischenstaatlichen und gesellschaftlichen Handelns verankert wurde, ist die historisch gewachsene Aufgabe der Zeit und der akut zu verwirklichende Sinn von mehreren Jahrtausenden Zivilisationsentwicklung. Die so zu realisierenden Möglichkeiten der Gestaltung eines allseits menschenwürdigen, globalen Daseins sind von unbegrenzt reichhaltiger Schönheit.      

Nehmen wir sie couragiert wahr. Es gilt, eine Welt zu gewinnen.

International solidarisch – Schluss mit Austerität!

Du sollst nicht töten! hat einer gesagt.
Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt.
Will das niemals anders werden?
Krieg dem Kriege!
Und Friede auf Erden.

Kurt Tucholsky, „Krieg dem Kriege“, 1919.

Den Flyer findet ihr hier auch als [pdf] zum Download.

Details

Datum:
März 19
Zeit:
20:00 - 23:30
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