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„Der junge Karl Marx“ Film-Seminar gegen Austerität

25. Juli 2018 @ 21:00 - 23:30

(FR 2017, Französisch/Englisch OmU, 112 min)

von Raoul Peck (2017)

„Die Klassiker lebten in den finstersten und blutigsten Zeiten. Sie waren die heitersten und zuversichtlichsten Menschen.“ Bertolt Brecht, „Die Klassiker und ihre Zeit“, aus: „Me-Ti: Buch der Wendungen.“, entstanden im Exil der 1930er Jahre.

Was kann uns der Film eines zeitgenössischen haitianischen Regisseurs über das Leben und Wirken von Karl Marx für die Auseinandersetzung mit der Austeritätspolitik sagen?

Zunächst einmal, dass sich mit Marx feststellen lässt: Bereits zur Zeit seines Wirkens Mitte des 19. Jahrhunderts, also mit der sich herausbildenden bürgerlichen Gesellschaft und kapitalistisch-industriellen Produktion, hat die Menschheit einen entscheidenden historischen Schritt gemacht: sie ist zum ersten Male aus den Bedingungen des objektiven natürlichen Mangels ausgetreten. Diese durch Marx erkannte Tatsache selbst bildete eine entscheidende Grundlage dafür, dass dem jungen, von einer unbändigen Gerechtigkeits-, Menschen- und Wahrheitsliebe angetriebenen Studenten der Juristerei, Kameralistik, Philosophie und Geschichte schließlich gemeinsam mit Friedrich Engels, maßgeblich befördert durch Jenny Marx und Mary Burns, gelang, allen bisherigen Emanzipationsbestrebungen, -theorien, -ethiken -hoffnungen und -kämpfen ein neues materialistisches Fundament und somit einen unwiderstehlich überzeugenden Optimismus zu geben: mit der Begründung des wissenschaftlichen Sozialismus.

Der Film zeigt auf beeindruckende Weise das dauerhafte, höchst produktive und kooperative Ringen der Vier um die Gewinnung und Verwirklichung dieser Erkenntnisse zu einer Zeit, da das Kapital gerade dabei war, seine politisch-ökonomische Herrschaft erst richtig zu etablieren und die Arbeiter*innenbewegung (als Assoziation mit der historischen Möglichkeit zur prinzipiellen Überwindung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen) noch in den geistig-praktischen „Kinderschuhen“ steckte.

So wird am Beispiel Marxens höchst aktuell lebendig, wie sehr die Erkenntnis, dass der Mensch als Gattungswesen prinzipiell sich selber schafft, insofern also alle Verhältnisse bewusst menschlich zu gestalten sind und eine dementsprechende Praxis notwendig eine Einheit bilden – und keine ökonomische, politische, soziale oder kulturelle Reduktion des Menschseins zu akzeptieren ist.

Das gilt umso mehr 150 Jahre immenser materieller Reichtumsmehrung der Menschheit später, wo die globale Produktion allein von Nahrungsmitteln ausreicht, um die gesamte Weltbevölkerung 2-mal ernähren zu können (UN World Food Report 2011).

Insofern lässt sich mit dem Film Erhebliches lernen, auch dafür, wie die hochdogmatische Entsagungspolitik der Austerität zu beenden ist.

Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Verhältnisse, die man nicht besser schildern kann als durch den Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme Hunde! Man will euch wie Menschen behandeln!
Karl Marx, „Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“, 1844.

Und hier auch als pdf

Details

Datum:
25. Juli 2018
Zeit:
21:00 - 23:30

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland
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