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Filmseminar: Oh, what a lovely war

Dezember 10 @ 20:00 - 23:30
(Spielfilm | Regie: Richard Attenborough | GB 1969 | 141 Min. | OmU)

Kann jemand ein Held sein, der bereit ist, auf ein Gebrüll hin seinen Verstand auszuschalten, hinterrücks Menschen zu ermorden und für hohle Phrasen zu sterben, wie „Freiheit“, „Demokratie“ oder „Vaterland“? Wenn es nach der Fantasie der Rüstungsindustrie, der medialen Schreibstuben-Feldherren und der ganz großen Koalition der Wehrpflichtbefürworter und Kriegsertauglicher im Lande ginge, schon. Die historische Erfahrung zweier genauso „nie gewollter“, auf merkwürdige Weise aber doch vorbereiteter, begonnener und verlorener Weltkriege lehrt das Gegenteil. Die Zeit ist überreif, daraus endlich die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Da kommt eine Geschichtsstunde, wie sie der 1969 veröffentlichte satirische Antikriegsfilm „Oh! What a lovely war“ des britischen Regisseurs Richard Attenborough bietet, gerade recht.

Das ursprünglich als Bühnenstück konzipierte Werk kontrastiert mithilfe von zwischen 1914 und 1918 in Großbritannien populär gewordenen Soldatenliedern den himmelschreienden Widerspruch zwischen der beschönigenden Propaganda und dem realen Geschehen des Ersten Weltkriegs.

Während die großen europäischen Herrscherhäuser – man kennt sich und intrigiert familiär – einander ihre Friedensliebe bekundet haben, laufen ihre Kriegsmobilisierungen bereits auf Hochtouren. Öffentlich genügt ihnen das Attentat auf den österreichischen Kronprinzen Franz Ferdinand, um das tödliche Spiel mit ihren Untertanen-Armeen zu beginnen. Damit diese auch mitmachen, wird die Völkerschlacht wie eine Jahrmarkt-Attraktion inszeniert. Mit Pomp und Gloria, den Verlockungen eines schnellen Siegs und der Möglichkeit einer ruhmreichen Bewährung auf dem „Feld der Ehre“ werden Millionen Freiwillige rekrutiert. Darunter auch die Söhne der Familie Smith. Als die ersten Offensiven ins Stocken geraten, beginnt die Fassade jedoch schnell zu bröckeln. Verwundete Kriegsheimkehrer stören das Bild. Durchhaltegesänge müssen her, während die sozialen Gegensätze auch in der Armee immer offener zu Tage treten. Als die Situation im Felde festgefahren ist und die desillusionierten einfachen Soldaten beginnen, sich mit den ebenso elendig leidenden „Feinden“ jenseits des Grabens zu verbrüdern, werden sie von der eigenen Artillerie beschossen. Alle Tünche von der „gemeinsamen Sache“ für Freiheit, Volk und Vaterland zerstiebt. Die Generalität und die heimischen Kriegsprofiteure wollen den Sieg um jeden Preis. Sie rechnen mit den Bevölkerungszahlen als Menschenmaterial. Hunderttausende werden in sinnlosen Angriffen geopfert. Die anfänglich beschworene Euphorie schlägt in bitteren Sarkasmus und beißenden Spott der Verratenen gegen die Verräter um. Von Ferne dringen die Nachrichten von Meuterei und Revolution zu den britischen Soldaten vor. Für die Smiths ist es zu spät. Mit Besiegelung des Waffenstillstands stirbt auch der letzte Sohn im Felde. Er ist einer von Millionen, die – wie der Schlusssong intoniert – bis zuletzt nicht verstanden hatten, wo tatsächlich die Front verlief.

Mit eindrucksvollen Bildmontagen, großen Schauspielerleistungen, tatsachennahen Erzählungen und bissigem Humor wird der dramaturgisch grandios choreographierte Film auf diese Weise von einem mahnenden Zeitdokument zu einem zutiefst aufklärerischen Plädoyer, allen Kriegsvorbereitungen – seien sie ideologischer oder materieller Art – ein für allemal das Handwerk zu legen.

Der Frieden ist zu gewinnen, nicht der Krieg. Er ist die prioritäre Angelegenheit Aller, die von Elend, Unterdrückung, Ungleichheit und Gewalt strukturell nicht profitieren. Der Pazifismus als kämpferische Haltung für die zivile Entfaltung eines global menschenwürdigen, erfreulichen Daseins ist die einzig sinnvolle, persönlich-verallgemeinerungswürdige Lehre aus der Geschichte zweier Weltkriege. Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. Und: Wer lachen kann, braucht keine Helden.

Darum: International solidarisch – Schluss mit Austerität!

„Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch den Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie auch Kultur, Kunst und Wissenschaft.“
Kurt Tucholsky, „Der Mensch“, 1931.

Den Flyer findet ihr hier auch als [pdf] zum Download.

Sowie in English [pdf].

 

Details

  • Datum: Dezember 10
  • Zeit:
    20:00 - 23:30
  • Veranstaltungskategorie:

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