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Filmseminar: Laissez-Faire

Mai 29 @ 21:00 - 23:30

(Doku | Regie: Ruggero Arenella | IT 2015 | 80 Min. | OmU)

Das nächste Kino gegen Austerität findet wiederals Freiluftkino auf dem Campus Von-Melle-Park statt. Die Literaturwissenschaftlerin Dr. Susanna Böhme-Kuby wird die Einführung in den Spielfilm Laissez-Faire von Ruggero Arenella aus dem Jahr 2015 geben und im Anschluss mit uns diskutieren.

Bei schlechtem Wetter bauen wir unser Kino unter dem Dach neben dem Rechtshaus auf (Schlüterstraße 28).

Ab dem 29.05. voraussichtlich wieder als Freiluftkino,
Beginn um 21 Uhr, am Philturm auf dem Uni-Campus (Von-Melle-Park).
Bei schlechtem Wetter in Hörsaal D, im Philturm (VMP 6), oder am Rechtshaus (Schlüterstraße 28).


Die Europäische Union aufzulösen wäre gewiss keine adäquate Antwort auf die Probleme unserer Zeit. Sie jedoch per se zum Inbegriff von Frieden, Wohlstand und Demokratie zu erklären, geht an der Wahrheit mindestens ebenso weit vorbei. Am ehesten trifft wohl die Kennzeichnung zu, die EU verkörpere die institutionalisierte „Idee der Freiheit“. Um diese „Idee“, die nach Meinung von (Rüstungs-)Industrie, Medien und offizieller Politik neuerdings auch hierzulande wieder mit der Waffe in der Hand verteidigt werden solle, ist es allerdings nicht gerade zum Besten bestellt. Sie hat sich allerspätestens im Laufe ihres mittlerweile 40 Jahre währenden, globalen „Siegeszuges“ in Form des Neoliberalismus gründlich selbst kompromittiert. Die profitgetriebene Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, unkontrollierte Pandemien, millionenfach Elend, Hunger und Unterentwicklung in den Ländern des globalen Südens, explodierende soziale Ungleichheit in den Metropolen, das Schüren kriegerischer Konflikte und die Aushöhlung von Völkerrecht und zivilen, internationalen Institutionen, der Abbau sozialer Rechte und Errungenschaften, die Privatisierung öffentlichen Eigentums und der sozialen Daseinsvorsorge, wachsende Prekarität, Vereinzelung und Perspektivlosigkeit sowie die Begünstigung des Aufstiegs der extremen Rechten – all dies gehört wohl zur wenig ruhmreichen Bilanz der freiheitlichen Marktgesellschaften nach 1990.

Der Film-Essay „Laissez-Faire“ des italienischen Regisseurs Ruggero Arenella zieht eine solche Bilanz. Entstanden 2015 unter dem Eindruck der katastrophalen Folgen der bis heute fortgeführten EU-Austeritätspolitik als Beantwortung der globalen Finanzkrise 2008, veranschaulicht er zugleich, wie der einst revolutionäre bürgerliche Liberalismus im Laufe des 20. Jahrhunderts zur totalitären Freiheitsdoktrin des Neoliberalismus pervertiert werden konnte, gegen welche sozialkritisch-egalitären Bestrebungen einer solidarischen Gesellschaft er sich dabei richtete und mit welchen ideologischen und machtpolitischen Mitteln er ab Beginn der 1980er-Jahre vorläufig durchgesetzt werden konnte.

Im Zentrum der Reflexionen, die von zahlreichem historischen Bildquellenmaterial sowie durch Einordnungen bewanderter Politiker:innen, Ökonom:innen, Historiker:innen, Politikwissenschaftler:innen und Aktivist:innen untersetzt werden, steht dabei die These, dass es den neoliberalen Vordenkern gelang, mit allgemeinen Begrifflichkeiten wie „Freiheit“, „Eigenverantwortung“, „Flexibilität“ oder „Modernisierung“ die Suggestion zu erzeugen, eine deregulierte Gesellschaft (zur ungezügelten Kapitalakkumulation) sei tatsächlich zum Vorteil Aller. Dabei konnte sich eine Mitte der 1970er Jahre beginnende Stagnation der durch intensive Kämpfe der Arbeiterbewegung errungenen, auf keynesianische Umverteilungspolitik von Oben nach Unten orientierten Sozialstaatsmodelle in Westeuropa und den USA zunutze gemacht werden.

Dennoch bedurfte es massiver kapitalgestützter Einflussnahme zutiefst antidemokratischen Charakters (bis hin zur gewaltsamen Errichtung einer Militärdiktatur wie in Chile 1973), um die rückwärtsgewandte Ideologie der Freiheit als „Allheilsbringerin“ gesellschaftlich durchzusetzen.

Heute, da das Scheitern dieses auf Ausbeutung, Konkurrenz und Ungleichheit beruhenden Gesellschaftsmodells umfänglich zu konstatieren ist, gewinnt zweifelsohne die Frage nach Alternativen neu an Bedeutung.

Der Film beantwortet diese Frage nicht. Aber mit Verweisen auf progressive historische Errungenschaften, angefangen bei der Oktoberrevolution in Russland über den New Deal in den USA, den Versuch des demokratischen Sozialismus in Chile bis hin zu den antikolonialen Befreiungsbewegungen Afrikas sind eindrucksvolle Spuren dafür gelegt, was aus der Geschichte zu lernen ist für die gegenwärtige, kollektive, demokratisch-planvolle und bewusste Gestaltung menschenwürdiger Lebensbedingungen.

Dafür bedarf es zunehmend des beherzten, humanistisch-assoziierten Engagements der Vielen.

Freiheit macht nur Sinn, wenn Frieden, Solidarität und soziale Gleichheit ihre positive Zweckbestimmung bilden. Das gilt nicht zuletzt auch für die Europäische Union.

Darum: Brot, Frieden, Würde – jetzt! International solidarisch: Schluss mit Austerität. 

„Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.“
Jean Baptiste Henri Lacordaire, „Conférences de Notre-Dame de Paris“, 1848-1850.

Den Flyer findet ihr hier als [pdf] zum Download. 

Details

Datum:
Mai 29
Zeit:
21:00 - 23:30
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland
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