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Filmseminar: Die Hexen von Salem
24. März 2021 @ 18:00 - 22:00
(Spielfilm |Regie: R. Rouleau |F/DDR 1957 | 145 Min. | deu)
Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 24. März 2021 statt und beginnt um 18 Uhr im Abaton Kino (Allende-Platz 3). Im Anschluss wird es wie immer Gelegenheit zur Diskussion geben. Das Filmseminar gegen Austerität wird als studentisches Seminar organisiert. Zur Teilnahme bitten wir um eine kurze Anmeldung per Mail an kontakt@schluss-mit-austeritaet.de.
Das Phänomen der Hexenverfolgung ist kein bloßes Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Auch die vermeintlich aufgeklärte, bürgerliche Gesellschaft und ihre regierungsamtlichen Hüter bedienen sich, wenn sie ihre Ordnung in Frage gestellt sehen, seit jeher gern der Methoden und Denkmuster des Mittelalters.
Puritanisch-strenge Sittengesetze, das Nähren von Angst vor einer höheren (Natur-)Gewalt, die Dämonisierung non-konformen Verhaltens, die Förderung öffentlichen Denunziantentums und die ideologische Anreicherung des Schuldkomplexes, nach dem jedes Missbehagen mit sozialen und kulturellen Ungenügenheiten und jedes auf Besserung gerichtete Veränderungsstreben als moralische Verderbtheit des betreffenden Individuums umgedeutet wird, sollen dazu dienen, von der unhaltbar gewordenen Menschenwidrigkeit der herrschenden Gesellschaftsordnung abzulenken.
Mit seinem weltberühmt gewordenen Theaterstück „Hexenjagd“ hat der Dramatiker Arthur Miller 1952 in literarisch grandioser Abrechnung mit dem seinerzeit vom antikommunistischen US-Senator McCarthy etablierten Angst- und Verfolgungsregime diese grundsätzlichen Wirkungszusammenhänge bürgerlicher Herrschaftssicherung dem aufgeklärt-kritischen Blick der Weltöffentlichkeit zur Überwindung zugeführt.
Die Handlung des Stücks ist ins Jahr 1692 verlagert und greift die realen Geschehnisse der ersten Hexenprozesse des kolonisierten Amerika auf, die sich in Salem, Massachusetts – der damals größten Siedlung des „neuen Kontinents“ – abspielten.
Der gutmütige Bauer John Proctor gehört zur ärmeren Schicht der Siedler und ist dem irdischen Glück zugetaner als der herrschenden Gottesfurcht. Er wird von seiner jungen Magd Abigail Williams zum Ehebruch verleitet. Um Proctors streng tugendhaft lebende Frau loszuwerden, bildet Abigail einen Mädchenzirkel, der sich durch kultische Riten seine geheimsten Sehnsüchte zu erfüllen trachtet. Als sie dabei vom Pfarrer Parris entdeckt werden, behauptet sie, der Teufel habe sie dazu angestiftet. Dem klerikalen Gemeindeoberhaupt passt die Teufelserfindung gut in seine politischen Absichten und so entfesselt er die Verfolgungsprozesse zur Züchtigung seiner aufmurrenden Untergebenen.
Mit dem Ausgreifen der Willkür werden jedoch auch die niederen sozialen Beweggründe hinter dem Tugendregime immer erkennbarer und der Widerstand um den unbeugsamen Proctor formiert sich. Als Proctor schließlich selbst gehängt werden soll, begibt er sich, durch die im Aufbegehren neu gewonnene Empathie seiner Frau und die Solidarität seiner Mitstreiter vom eigenen Schuldkomplex befreit, in die offene Konfrontation mit den Peinigern. So schafft er der Unbeugsamkeit menschlicher Wahrheitsliebe und dem aufrechten Streiten für eine sorgenbefreite, menschengemäßere Zukunft ein unwiderstehliches Exempel, das der Angstherrschaft ein jähes Ende bereitet.
Brillant in Szene gesetzt – nach einer Drehbuchfassung von Jean-Paul Sartre, mit der Musik von Hanns Eisler – veranschaulicht die grandiose DEFA-Verfilmung auf beeindruckend aktuelle Weise: Wenn Menschen widerstehen, handeln Tatsachen. Eine gesellschaftliche Geistesordnung, die rein verhaltensnormativ die sozialen Bedürfnisse des Menschen und seine Vernunftbegabtheit leugnet, hat keine Zukunft. Eine solidarisch assoziierte, sich kultiviert und genussreich entfaltende Menschheit hingegen schon.
Eine bessere Welt ist möglich. Wir haben es in der Hand.
International solidarisch – Schluss mit Austerität!
„Würde des Menschen
Nichts mehr davon, ich bitt Euch.
Zu essen gebt ihm, zu wohnen.
Habt ihr die Blöße bedeckt,
gibt sich die Würde von selbst.“
Friedrich Schiller, „Gedichte“ 1797.
Den Flyer findet ihr hier auch als pdf.