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„Memoria del Saqueo – Chronik einer Plünderung“ Film-Seminar gegen Austerität

13. Juni 2018 @ 21:00 - 23:30

Memoria del Saqueo – Chronik einer Plünderung

(ARG/FR/CH 2004, spanisch OmU, 120 min)

von Fernando E. „Pino“ Solanas 

„Die Verewigung der augenblicklichen Ordnung ist die Verewigung des Verbrechens. Die Wiedererlangung der seit jeher widerrechtlich in Besitz genommenen Einnahmequellen kommt der Wiedererlangung eines eigenen Schicksals gleich.“ Eduardo Galeano, „Die offenen Adern Lateinamerikas“, 1971.

„Pino“ Solanas, Avantgardist des lateinamerikanischen Kinos, politischer Aktivist und studierter Rechtswissenschaftler, beleuchtet in diesem dokumentarischen Meisterwerk der politischen Aufklärung die Genese der argentinischen „Schulden“-Krise.

Argentinien: ein Lehrstück für die (internationalen) Herausforderungen unserer Zeit. In den 1970er-Jahren wurde dem Land (wie fast ganz Lateinamerika) durch eine – von den NATO-Ländern gestützte – Militärdiktatur (1976-1983) eine Modellform neoliberaler Politik aufgezwungen. Die brutale Verfolgung linker, gewerkschaftlicher, oppositioneller und im weitesten Sinne nicht konformer Menschen und Organisationen zielte darauf, den Ausverkauf gesellschaftlicher Wohlstandsquellen (Bankenwesen, Öl-, Kommunikations- und Verkehrsinfrastruktur), Lohn-, Renten- und Sozialstaatsabbau und Steuer-senkungen für Konzerne durchsetzen zu können. Das ist der Ausgangspunkt für den rasant wachsenden Schuldenberg des Landes, den in den 1990er-Jahren der Internationale Währungsfonds (IWF – vgl. die „Troika“) zur Erpressung für weitere kapitalfreundliche „Reformen“ zu nutzen gewillt war (vgl. „Austerität“). Die Plünderer machten die Rechnung jedoch ohne die argentinische Bevölkerung. In einem beispiellosen Aufstand gelang es ihr 2001, die korrumpierten Regierungen eine nach der anderen aus dem Amt zu jagen, die Macht der Banken zu brechen, einen „kalten“ Schuldenschnitt gegenüber den internationalen Gläubigern und eine (zunächst) sozial progressive Wende in der Regierungspolitik durchzusetzen.
Trotz aktuellem „Roll-Back“ lässt sich also vom argentinischen Beispiel viel lernen: Kreditgeber sind keine Naturgewalten. Eine Bevölkerung, die ihre sozialen Geschicke in die Hand nimmt, ist nicht aufzuhalten. Und mehr denn je: Internationale Solidarität ist unabdingbar.

Hier auch der Flyer als pdf

 


Mit der Kampagne „International solidarisch: Schluss mit Austerität“ haben wir uns als Studierendenschaft zum Ziel gemacht, die weltweit verheerende Austeritätspolitik ein für alle Mal zu beenden und somit eine neue geschichtliche Etappe einzuleiten: eine der bewussten, planvollen, demokratischen Gestaltung global menschlicher Lebensverhältnisse!

 

Das ist keine Kleinigkeit. Genau deshalb wollen wir mit einer thematischen Filmreihe rund um diese Auseinandersetzung die Ansprüche und den Horizont dafür weiten, was gesellschaftlich wie persönlich an menschlicher Entwicklung möglich ist und dafür die internationale und geschichtliche Dimension der Bedeutung einer Überwindung des Austeritätsdogmas erfassbar machen, uns gemeinsam entsprechend politisch, historisch, ökonomisch und kulturell qualifizieren und so zur erfreulichen Mittäterschaft anregen.

Beispielhaft soll die internationale Dimension an einigen herausragenden Filmen beleuchtet werden: an der Geschichte Chiles und der Präsidentschaft Allendes („Allende“, Patricio Guzman) wird deutlich, gegen welche positive Entwicklungsoption, die heute umso mehr auf der Tagesordnung steht, der Neoliberalismus samt Austerität sich richtet. An der „Krise“ Argentiniens („Geschichte einer Plünderung“, Fernando Solanas) lässt sich vertiefen, warum die Macht der Banken ein zentrales Problem ist und wie sie zurückgedrängt werden kann. Griechenland steht nicht nur beispielhaft für die aktuelle Brutalitätsdimension des „Spardiktats“, sondern seine Geschichte ist auch seit jeher beispielhaft für die Überwindbarkeit reaktionärer Gewalten („Z – Anatomie eines politischen Mordes“, Costa-Gavras). Der aktuelle Zusammenhang von Schuldenbremsen-Politik und antidemokratischer Zuspitzung wie auch die ermunternde Geistesverwandtschaft der progressiv Engagierten weltweit wird an Brasilien besonders deutlich („Der Prozess“, Maria Ramos). Geschichtlich wollen wir u.a. die Phase der materiellen Überfälligkeit kapitalistischer Produktionsverhältnisse seit 1848 („Der junge Karl Marx“, Raoul Peck) beleuchten, die Genese des deutschen Kapitalismus und die Herkunft des Reichtums heutiger „Eliten“ aus dem Faschismus erhellen („Wir Wunderkinder“, Kurt Hoffmann), den Ursprung der neoliberalen Ära im Thatcher-England und aktuell beispielgebende Strategien ihrer Überwindung („Pride“, Matthew Warchus) erkennbar machen und den Charakter der aktuellen Krise seit 2008 und Lösungsoptionen erfassen („Goldman Sachs – eine Bank lenkt die Welt“, arte-Doku und „Capitalism a love story“, Michael Moore).

So mag eröffnet sein, uns gemeinsam ein Bewusstsein von der entscheidenden Bedeutung der Solidarität als Haltung und Praxis zu bilden. Die Filme werden jeweils durch ein kurzes Referat eingeleitet, im Anschluss wird es die Möglichkeit zur Diskussion geben.

Warum am Philturm?

Privatisierungs- und Kürzungspolitik haben über Jahrzehnte den Verfall des Philosophenturms begünstigt, weshalb er nun aufwendig saniert werden muss wofür seine Bewohner zeitweilig ausquartiert wurden. Der Turm repräsentiert architektonisch den demokratischen Bruch mit dem Faschismus und war somit Vorbote der sozialen und kulturellen Öffnung durch ‘68. Die Vertäfelung mit rotem Granit im Erdgeschoss steht beispielhaft für die planerische humanistische Wertschätzung der Studierenden, die ihrerseits künstlerische Spuren der politischen Auseinandersetzungen in Form von Graffitis hinterlassen haben. Er war in seiner Geschichte fast von Anfang an das kulturelle Zentrum auf dem Campus. Er versinnbildlicht somit exemplarisch nicht nur die Zerstörung durch neoliberale Politik, sondern ist auch historisch-aktueller Bezugspunkt emanzipatorischer Studierendenbewegung in Hamburg.

Wir wollen diese unhaltbare Leerstelle nun auch füllen, indem wir den Turm als Projektionsfläche für das Sommerkino/Filmseminar nutzen.

Details

Datum:
13. Juni 2018
Zeit:
21:00 - 23:30
Webseite:
https://www.facebook.com/events/1715360581873865/

Veranstaltungsort

Philturm
Von-Melle-Park 6
Hamburg, Hamburg 20146 Deutschland
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