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Filmseminar: Ungleichheit für Alle (Inequality for all)
10. April 2019 @ 20:00 - 23:30
Ungleichheit für Alle, USA 2013, English OmU, 88 min – Inequality for all
„Remember, we make the rules of the economy and we have the power to change those rules.“ (Robert Reich)
30 Jahre propagierte Marktgläubigkeit sind mehr als genug: der soziale, volkswirtschaftliche, kulturelle und psychologische Schaden dieser Doktrin, die in dem Gebot der Schuldenbremse (Bankenrettung statt sozialer Wohlentwicklung) ihre Zuspitzung findet, ist immens. Eine solidarische Alternative der gesellschaftlichen Entwicklung muss dringend durchgesetzt werden. Das zeigt bereits ein Blick auf die seit den 1980er Jahren in den USA explodierte Einkommensungleichheit: die 400 reichsten US-Bürger verfügen derzeit über mehr Vermögen als die 150 Millionen Ärmsten.
Wie eine solche Kehrtwende für eine menschenfreundliche Zukunft gelingen kann, damit beschäftigt sich der essayistische Dokumentarfilm mit dem US-Ökonomen Robert Reich. Er war u.a. Arbeitsminister in der ersten Regierung Clinton Anfang der 1990er Jahre. Bereits damals versuchte er, ein keynesianisches Programm von massiven staatlichen Investitionen (vor allem in Bildung, Kultur, Gesundheit und Infrastruktur) in Verbindung mit der Stärkung von Arbeiterrechten, gewerkschaftlichen Lohnkämpfen und Umverteilung von Oben nach Unten durchzusetzen. Er scheiterte am – durch Spendenmilliarden der Wall Street geschürten – Widerstand der Clinton-Administration gegen seine Pläne.
Die Implosion des Finanzmarkt-dominierten Wirtschaftsmodells in der großen Krise 2008 hat ihm jedoch Recht gegeben. Er macht sich seither daran, seine programmatischen Ideen und volkswirtschaftlichen Erkenntnisse noch bewusster im Konflikt mit den neoliberalen Mythen zu begründen und zu verallgemeinern.
Bemerkenswert und brandaktuell ist dabei nicht nur die geschichtliche Parallele zur Krise 1928 und den Erfolgen der „New Deal“-Politik in den USA der 1930er Jahre: die konsequente Einschränkung der Kapitalmacht, immense steuerliche Umverteilungsmaßnahmen und die strikte Regulierung der Banken inklusive Enteignungen bildeten die Grundlage für das geringste Niveau sozialer Ungleichheit in der Geschichte der USA.
Vor allem räumt Reich mit der Lüge auf, die Reichsten schafften den gesellschaftlichen Reichtum oder die dafür relevanten Arbeitsplätze. Sein klares Plädoyer: Investitionen in Sozialprogramme und öffentliche Daseinsvorsorge sowie höhere Löhne der Werktätigen sind der entscheidende Faktor gesamtgesellschaftlicher Entwicklung. Ohne Stärkung der Seite der Arbeit gegenüber den Kapitaleignern gibt es keine volkswirtschaftlich produktive Dynamik.
Damit ermuntert er gleichzeitig auch alle – Produktionsarbeitende, Arbeitslose, Intellektuelle, Kulturschaffende und sozial Engagierte – zur selbstbewussteren, assoziierten Wahrnehmung ihrer gesellschaftlichen Gestaltungsmacht. „You have got to mobilize, you have got to organize, you have got to energize other people. Politics is not out there, it starts here.“ (Robert Reich) Die Zukunft ist unsere – Schluss mit Austerität!
Diskutieren können wir mit Florian Schui, der den Film auch in seinen Lehrveranstaltungen zeigt und eine Einleitung geben wird. Er ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Uni St. Gallen/Schweiz und arbeitet u.a. zu Keynes und zum großen Fehler der Austerität.
„Wer baute das siebentorige Theben?
In den Büchern stehen die Namen von Königen.
Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?
[…]Cäsar schlug die Gallier.
Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?
[…]Alle zehn Jahre ein großer Mann.
Wer bezahlte die Spesen?
So viele Berichte,
So viele Fragen“
Bertolt Brecht, „Fragen eines lesenden Arbeiters“, 1935.
Hier findet ihr den Flyer auch als pdf.
Trailer zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=5jAzcBV4pVE
Homepage zum Film: http://inequalityforall.com/